Das Buch direkt bei Amazon bestellen Karin Fossum Gabriele Haefs
Schwarze Sekunden

Original: Svarte sekunder
Deutsch von Gabriele Haefs
Piper TB
ISBN 3-492-24288-X

Automatisch glitten seine Augen über die Felder, Kommissar Konrad Sejer wollte nichts übersehen. Dieses Mädchen kommt wieder nach Hause, sagte er sich, sie kommen so oft nach Hause.
Doch diesmal sollte Sejer sich irren: Ida Joner kam nicht mehr zurück. Die schwarze Septembernacht verging, und dann wurde sie gefunden – gehüllt in ein Seidennachthemd, von weißen Federn bedeckt.
Ida hatte dichte Locken und große braune Augen. War das schon zuviel des Guten, wie ihre Mutter immer glaubte? Wer würde solch einem Menschen etwas antun wollen? Die Fahndung nach dem Mörder bleibt erfolglos.
Einzig der stumme Emil Johansson, Autist und Sonderling des kleinen Ortes Glasverket, scheint als Täter in Frage zu kommen. Sejer aber ist unsicher – bis Emils Mutter in dessen Wohnung eine grauenvolle Entdeckung macht ...

Rezension:
Der schlimmste Horror für Eltern: Das Kind verschwindet. Noch bevor die Tochter, die zehnjährige Ida, aus dem Haus geht, hat die Mutter Angst, arbeitet sich schweißnass beim Staubsaugen und beim Teppich klopfen, nur um den kleinen Dorn abzustumpfen, der sich jedes Mal in ihrer Brust bildet, wenn Ida das Haus verlässt. Das Glück mit dem Kind ist zu groß.
Im ganzen Roman gibt es nur zwei Tatverdächtige, der eine, wie bei Karin Fossum fast immer, ein Außenseiter, ein 50jähriger Behinderter. Den zweiten Täter erahnt nur der Leser, nicht der Kommissar Sejer.
Obwohl die Handlung für den Krimileser relativ vorhersehbar ist, ist das Buch vom ersten Satz an so fesselnd. Anfangs zwingt die Hoffnung, dass Ida noch lebt, weiter zu lesen. Im zweiten Teil: Was hat der Täter mit ihr gemacht, warum hat sie ein weißes Nachthemd voller Federn an?
Das liegt zum einen an der klaren, poetischen Sprache von Karin Fossum und an der genauesten Ausarbeitung ihrer Figuren. Sie lässt sich Zeit, langweilt jedoch nie. Kein überflüssiges Wort bis zum Schluss. Die schwarzen Sekunden sind in Wirklichkeit Stunden, Tage, Wochen und am Ende doch wieder nur Sekunden. Sekunden, die die Eltern ohne Kind weiterleben müssen.
Auch der Leser ist in Gedanken noch lange bei der Geschichte.
Karin Fossums bestes Buch bisher, aber hoffentlich kommen noch weitere!

K. Ara