Das Buch direkt bei Amazon bestellen Boris Akunin
Die Schönheit der toten Mädchen

Aus dem Russischen von Thomas Reschke
(5. Band Erast Petrowitsch Fandorin)
Aufbau Taschenbuch
ISBN: 3-7466-1765-0

Moskau 1889:
Eine Prostituierte wurde ermordet, zugegeben, auf besonders brutale Weise. Dass Fandorin, Sonderbeauftragter des Gouverneurs von Moskau, aber gleich Jack the Ripper, den berüchtigten Londoner Serienmörder, in Russland vermutet, ist wohl ziemlich übertrieben.
Und dss er deshalb den Gouverneur bittet, den Osterbesuch des Zaren in der Stadt abzusagen, das geht entschieden zu weit.
Doch weitere grausame Morde scheinen Fandorins Theorie zu bestätigen …

Rezension:
Jack the Ripper – ein Mythos, der auch noch über 100 Jahre später die Menschen fesselt. Wie sonst ist es zu erklären, dass dauernd neue Bücher zum Thema erscheinen, egal ob es sich dabei um versuchte wissenschaftliche Aufbereitung (Patricia Cornwell: Wer war Jack the Ripper?) oder um eindeutig im Fiktiven angesiedelte Romane handelt (Anne Perry: Die Verschwörung von Whitechapel). Auch auf der Kinoleinwand übt Jack in regelmäßigen Abständen sein Unwesen; zuletzt war Johnny Depp als Inspector Abberline dem Serienkiller in „From Hell“ auf den Fersen.
Einen originellen Beitrag zum Ripper-Thema bietet der russische Bestsellerautor Boris Akunin mit seinem neuesten Fandorin-Krimi „Die Schönheit der toten Mädchen“, in der er die These aufstellt, der Ripper hätte nur deshalb so plötzlich mit dem Morden aufgehört, weil er London den Rücken gekehrt habe und nach Moskau gezogen sei, wo damit die Mordserie weitergeht. Und Fandorin bleibt nur wenig Zeit, den Ripper zu finden und unschädlich zu machen, denn der Besuch des Zaren naht und mit ihm steht auch die Karriere seines Chefs und Freundes auf dem Spiel ...
Akunin schreibt wie gewohnt fesselnd und auf hohem Niveau, allerdings aufgrund des Themas etwas blutrünstiger als in früheren Bänden. Die Auflösung ist wirklich verblüffend, nimmt aber – anders als die meisten britischen oder amerikanischen Krimis zu diesem Thema – nicht in Anspruch, DIE historische Wahrheit zu zeigen.
Eine der Stärken des Autors war es schon immer, seinen Fandorin in jedem Band mit neuen Facetten auszustatten. Mit jedem Band erscheint der „James Bond des 19. Jahrhunderts“ menschlicher und auch gequälter. Doch trotzdem gibt es immer noch genug dunkle Punkte in seiner Vergangenheit, die darauf warten, in folgenden Bänden endlich enthüllt zu werden. Und vielleicht findet Fandorin dann auch endlich einmal Glück in der Liebe.
Boris Akunins Strategie, mit jedem Band einen anderen Lesertyp anzusprechen, wird hier einmal mehr deutlich und trägt sicherlich auch zu seinem Erfolg bei. Falls Sie sich für dieses Konzept des russischen Bestsellerautor interessieren oder brandneue Informationen über seine weiteren Bücher und Pläne erhalten möchten, sollten Sie unbedingt das Krimiforum-Interview mit Boris Akunin lesen, das auf der Buchmesse 2003 geführt wurde.
Ein faszinierender Kriminalroman um den genialen Meisterdetektiv Erast Petrowitsch Fandorin. Prädikat: Unbedingt lesen!

Kathrin Hanik