Das Buch direkt bei Amazon bestellen Arnaldur Indridason Coletta Bürling
Todeshauch

Original: grafarpögn
(4. Band)
aus dem Isländischen von Coletta Bürling
Bastei Lübbe TB
ISBN 3-404-15103-8

In einer Baugrube am Stadtrand von Reykjavik werden menschliche Knochen gefunden. Wer ist der Tote, der hier verscharrt wurde? Wurde er tatsächlich lebendig begraben?
Erlendur und seine Kollegen von der Kripo Reykjavik rollen Stück für Stück brutale Ereignisse aus der Vergangenheit auf und bringen Licht in eine menschliche Tragödie, die bis in die Gegenwart hineinreicht.
Während Erlendur mit Schrecknissen früherer Zeiten beschäftigt ist, kämpft seine Tochter Eva Lind auf der Intensivstation um ihr Leben.

Rezension:
Die entsetzliche Geschichte einer Familie, geprägt von Angst und Ungewissheit. Angst vor dem unberechenbaren, gewalttätigen Vater, einem prügelnden Sadisten, dessen einziger Lebensinhalt darin zu bestehen scheint, Frau und Kinder zu schikanieren, zu quälen und zu demütigen. Und Ungewissheit darüber, was jeder weitere Tag in diesem trostlosen Leben wohl an unaussprechlichen Scheußlichkeiten bereithalten wird.
Aufgebaut ist der Roman in zwei Ebenen (für den Leser klar erkennbar durch die unterschiedlichen Schriftarten getrennt), Vergangenheit und Gegenwart. Dort eine kaputte Familie, hier der Kommissar, dessen Leben, vor allem in familiärer Hinsicht auch nur aus Scherben besteht. Der Hass, der seine (Ex-) Frau auch nach zwanzig Jahren noch verzehrt, nimmt selbst dann kein Ende, als sich die beiden am Bett ihrer todkranken Tochter treffen.
Hinzu kommt: Schlimme Erlebnisse aus der eigenen Familienhistorie machen den ohnehin schon dünnhäutigen Erlendur noch empfindlicher.
Viele unterschiedliche Frauengestalten geben sich hier ein Stelldichein: Die Polizistin Elinborg, die Verlobte ihres Kollegen, die Schwester eines Verdächtigen, alte Mütterchen, junge Mädchen, kranke Kinder, gedemütigte verbrauchte Geschöpfe, gut situierte Geschäftsfrauen Â… und hinter jeder Fassade lauern finstere Schicksale, verstecken sich gepeinigte Wesen, Frauen und Kinder, denen Gewalt angetan wurde, es dominiert die Angst vor Schande und absolute Hilflosigkeit Â…
Action sucht der Leser hier vergeblich.
Spannung und das Gefühl an den Seiten zu kleben bis zum völlig überraschenden Ende, das findet er allemal. Zahlreiche gebrochene Figuren und viele deprimierende Geschichten später hat er so die Gewissheit, einen richtig guten Roman gelesen zu haben.

Miss Sophie

***

Einer der besten Krimis überhaupt:
Es beginnt grandios: Ein Kleinkind kaut auf einer Geburtstagsfeier auf etwas Makaberem herum. Ein Medizinstudent, der seinen kleinen Bruder abholen will, deutet das kleine weiße Teil richtig: Ein Stück Knochen.
Erst im letzten Satz des ersten Kapitels wischt die Mutter dem Kleinkind den Mund ab.
Durch den weiteren Roman trägt die sorgfältige Freilegung der Skelette, die in einem Neubaugebiet nahe der isländischen Hauptstadt Reykjavik gefunden werden und die Suche nach der Identität. Und wenn der Archäologe Skarphedinn die Knochen mit dem Pinsel säubert, dann ist es, als buddelte er nach einem zweiten Tutenchamun.
Die ermittelnden Kommissare zwei Männer, eine Frau haben ihre Privatprobleme (wobei die Frau nur am Rande beleuchtet wird). Erlendur, der HAUPTheld der Krimireihe von Indridason bangt um das Leben seiner drogensüchtigen Tochter Eva-Lind. Sigudur Oli wird von seiner sexbesessenen Freundin wegen Familienplanung unter Druck gesetzt.
Eingewoben in die Haupthandlung ist ein Familiendrama aus dem Zweiten Weltkrieg, das zum Zerreißen spannend zu lesen ist.
Und während der Leser Seite für Seite hofft, der Autor möge Gnade walten lassen und eine Lösung bringen, überrascht Indridason immer wieder mit einer neuen Wendung.
Es darf mehr als einmal geweint werden. Also Vorsicht beim Lesen in der Öffentlichkeit!
Unerträgliche Spannung, große Gefühle, bilderreiche Sprache.
Ein Krimi aus Island!

K. Ara

 

Gastrezension(en):


Name: SilkeS.
Email: Buecherwurm2207@aol.com
Datum: 23.6.2006 (20:52)

Ein weiter Teil mit Kommissar Erlendur. Bei diesem Krimi handelt es sich um eine sehr ruhige und gradlinige Geschichte, unterbrochen durch Passagen aus der Vergangenheit. Der Schreibstil ist flüssig und enthält einfache Sätze Genau wie beim ersten Teil „Menschensöhne“ dieser Serie wird ein brisantes Thema behandelt: Gewalt in der Ehe! Entsetzen packt eine eins ums andere Mal und man ist immer wieder fassungslos über die realistische Einstellung mancher Mitmenschen. Der Autor versteht es, den Leser hinzuhalten ; nicht negativ gesehen, sondern, dass die Geschichte sich absolut langsam entwickelt . Dem Leser ist zwar die Auflösung bald klar, jedoch gelingt es dem Autor immer wieder Bedenken zu streuen. So richtig warm konnte ich mit dem Autor auch nach dem dritten gelesenen Buch nicht werden. Die Bücher berühren zwar immer Emotionen, jedoch sind sie sehr klar und nüchtern geschrieben.