Das Buch direkt bei Amazon bestellen Alexander McCall Smith
Ein Krokodil für Mma Ramotswe

Der erste Fall der "No. 1 Ladies' Detective Agency"
Original: The No. 1 Ladies' Detective Agency"
(1. Band)
Bastei Lübbe TB
ISBN 3-404-14918-1

Mma Ramotswe und ihr Beruf sind einzigartig.
in Afrika, am Rande der Kalahari in Botswana, betreibt sie die einzige Detektivagentur des Landes.
Witz, subtile Menschenkenntnis, die atmosphärisch dichte Schilderung des Alltags in Botswana und wunderschöne Landschaftsbeschreibungen machen diese ungewöhnliche Detektivgeschichte zu einem höchst vergnüglichen Leseerlebnis.

Rezension:
Dass ein Privatdetektiv das Verschwinden eines Menschen mit Hilfe eines Hundes aufklärt, ist nicht wirklich ein neuer Ansatz für eine Kriminalgeschichte.
Wenn der große gelbe Köter aber als Köder benutzt und der Täter direkt nach seiner Entlarvung von eben diesem Privatdetektiv erschossen wird … dann, ja dann ist das schon etwas ungewöhnlich und ein sicherer Hinweis darauf, dass auch der Protagonist der Erzählung nicht dem Klischee des depressiven, an der Whiskeyflasche hängenden "Privat Eye" herkömmlicher Geschichten entspricht.
Anders ist da zunächst einmal die Tatsache, dass es sich bei diesem Privatdetektiv um eine Frau handelt. Eine, die im Bedarfsfall durchaus der Handhabung einer Schusswaffe mächtig, im Alltag jedoch eher weniger schlagkräftig ist. Dafür eine, deren hervorstechendsten Eigenschaften darin bestehen, dass sie zuhören, kombinieren und zuweilen auch hervorragend schauspielern kann.
Anders ist auch das Setting: Denn Precious Ramotswe ermittelt nicht in einer der großen Metropolen Europas oder Amerikas. Nicht einmal in einer Kleinstadt dieser Kontinente ist sie zu Hause, nein ihre Heimat ist Afrika.
Dort, wo die Menschen Verwandschaftsbeziehungen über alles stellen, sich respektvoll und großzügig begegnen und nicht um jeden Preis raffen und schaffen, wenn sie ihr gutes Auskommen haben, dort ist die Mittdreißigerin mit dem großen Herzen zu Hause.
Ihre Lebensklugheit kommt nicht von ungefähr: Als Halbwaise aufgewachsen, vom Vater und einer seiner Cousinen zärtlich und liebevoll umsorgt, ihren Fähigkeiten gemäß ausgebildet und so gar nicht in einem traditionellen Frauenbild verhaftet, schlidderte das sonst sehr schlaue, aber hier sehr törichte, weil verliebte Mädchen mit Anfang Zwanzig in eine kurze, alptraumhafte Ehe mit einem Musiker, der seine Trompete liebte und seine Frau schlug.
Danach pflegte sie vierzehn Jahre ihren Vater, der sich die Lunge in den Mienen ruinierte, aber durch schlaues Wirtschaften den Grundstock für die spätere Tätigkeit seiner Tochter legen konnte.
Und nun sitzt die "traditionell gebaute afrikanische Dame" in ihrem Büro und bearbeitet mit Entschlossenheit und Chuzpe, auch in gefährlichen Situationen auf ihr Köpfchen vertrauend, die in diesem Band harmonisch aneinander gereihten Fälle: Da geht es um untreue Ehemänner, überbehütete Töchter steinreicher Väter, entführte Kinder, falsche Ärzte oder Versicherungsbetrüger. Und immer löst Mma Ramotswe mit unorthodoxen Ermittlungsmethoden den Fall und/oder findet eine, oftmals unkonventionelle Lösung für die damit verbundenen Probleme.
Ein leichter Plauderton täuscht eingangs darüber hinweg, dass auch Gewalt, Tod und schwarze Magie zwischen den Seiten der beschaulichen und gemächlich erzählten Geschichten aus dem bunten Afrika lauern.
Und doch fügt sich alles so natürlich in diese Momentaufnahmen einer ebenso fremden wie faszinierenden Welt, dass der Leser die letzte Seite mit einem guten, warmen Gefühl der Zufriedenheit schließt - sofern er bereits den zweiten Band in Greifweite hat … Denn diese Heldin macht süchtig!

Miss Sophie