Das Buch direkt bei Amazon bestellen Krystyna Kuhn
Engelshaar

Piper Original TB
ISBN 3-492-27080-8

Für die einfühlsame Polizeipsychologin Hannah Roosen ist es das Schwerste: die Todesnachricht zu überbringen – erst recht, wenn das Opfer noch ein halbes Kind war, kaum älter als Hannahs eigener Sohn.
Die Ermittler treten auf der Stelle. Klar ist nur: Die 16jährige Jelena aus Kirgisien ist nicht an einer Überdosis gestorben, sondern an zuviel Wasser in den Lungen.
Aber wie in Gottes Namen ertrinkt man mitten in Frankfurt? Was weiß Jelenas beste Freundin? Und welche Rolle spielt die religiöse Aussiedlergemeinde, die, in altertümlichem Deutsch, Offenbarung, Antichrist und Verdammnis prophezeit?

Rezension:
Ihr erster war gut, der zweite noch besser, doch mit dem hier vorliegenden dritten Roman hat Krystyna Kuhn eindeutig bewiesen, dass sie zur ersten Garde der deutschsprachigen Krimiautoren gehört.
Dabei gelingt es der gebürtigen Würzburgerin, jedes Mal wieder eine neue, starke Frauenfigur in den Mittelpunkt ihrer spannenden Geschichten zu stellen, dabei jedoch durch die lose Anbindung an die früheren Romane (als Bindeglied fungiert hier Kommissar Ron Fischer) einen soliden, weil vertrauten, inhaltlichen Rahmen zu schaffen. Doch obschon sowohl die Illustratorin Berit aus „Fische können schweigen“ wie auch Grabforscherin Franka aus „Die vierte Tochter“ mehr oder weniger lange Gastauftritte haben, ist die Lektüre der beiden ersten Krimis von Krystyna Kuhn keine Voraussetzung zum Verständnis der ebenso fesselnden wie ungewöhnlichen Geschichte.
Die Protagonistin, Hannah, ist eine Polizeipsychologin, die allerdings auch selbst mit einem ganz massiven Trauma zu kämpfen hat. Konnte sie doch wenige Monate zuvor eine Selbstmörderin nicht von ihrem Vorhaben abbringen – was auch der Grund für ihre Versetzung zum „Analysezentrum für Gewaltverbrechen“ ist, die sich mit den Ermittlungen im Fall der toten Jelena befasst. Eine Sondereinheit dies allerdings, die von den Kollegen der Vermisstenstelle, zu der sie gehört, eher belächelt als respektiert wird, und in der Hannah von einem Phlegma und einem Egomanen flankiert wird.
Trefflich dargestellt ist hier das Ambiente der drögen Ermittlungsarbeit anhand von nüchternen, langweiligen Protokollen mit Sätzen wie Kaugummi – klebrig und geschmacklos, doch nie so umfangreich, dass der Spannungsbogen durchbrochen wird.
Auch Kuhns Fähigkeit, solide seriöse Krimikost mit ein wenig Ironie und Situationskomik zu würzen, kommt wieder zum Tragen: hat doch die Heldin, eine patente, praktische Frau, zum Beispiel stets ein Schweizer Taschenmesser bei sich, mit dem sie schon mal am Tatort den Abfluss abschraubt, um dann mit einer Zahnbürste im Siffon herumzustochern Â…
Doch nicht nur die Arbeit der Ermittler steht im Vordergrund – der Leser lernt auch viel Interessantes über die Mennoniten, deren Vorfahren von Preußen nach Russland ausgewandert waren.
Die vielschichtige Handlung, mit ihrem Mix aus Unterwelt-Aktivitäten, Familienproblemen sämtlicher Figuren, Liebe, Loyalität und Religionsfragen, mündet schließlich in ein temporeiches und lebensgefährliches Finale, das in großen unsichtbaren Lettern nur einen Schluss zulässt: Verfilmt Kuhn und bedenkt sie mit Preisen!

Miss Sophie

 

Gastrezension(en):


Name:
Email: gisela.b.b.@gmx.de
Datum: 23.3.2005 (8:44)

Ein junges Mädchen muss sterben, ein anderes verschwindet mitten in Frankfurt. Beide gehören einer religiösen Gemeinde von Aussiedlern an. Das Team um die Polizeipsychologin Hannah sieht sich mit einem ungewöhnlichen Fall konfrontiert. Sie stellen die Frage: Wer sind eigentlich die „Aussiedler“? Sie kommen aus exotischen Ländern wie Kasachstan und Kirgisien nach Deutschland und treiben Kriminalitätsrate nach oben. Sie sind getrieben von Hoffnung und Gewalt, Sehnsucht und Verzweiflung. Ein Thema, das bislang in deutschen Kriminalromanen nur wenig bearbeitet wurde. Umso beachtenswerter, dass es der Autorin Krystyna Kuhn gelungen ist, das Thema in einem spannenden, raffinierten Plot zu behandeln.


Name: Gertrud
Email:
Datum: 23.3.2005 (8:52)

Die Amish-People mitten in Mainhattan. Aber da es in Frankfurt spielt, ist es ein deutscher Krimi. Und der ist Krystyna Kuhn gelungen. Das Buch verbindet Spannung, Wissen und Humor. Der Plot überrascht am Ende. Der Leser wird die ganze Zeit in die Irre geführt und war sich doch schon sicher. Eines ist sicher: Krystyna Kuhn gibt sich nicht schnell zufrieden. Nicht mit Klischees, nicht mit Frankfurt als bloßer Kulisse, nicht mit einem einfachen Plot. Ein Krimi, der einen klüger macht als man vorher war. Eine ungewöhnliche Geschichte. Was wollen Sie mehr?