Das Buch direkt bei Amazon bestellen Jackie Leven Ian Rankin
Jackie Leven Said

2 CDs – ca. 127 Minuten
Cooking Vinyl
ISBN B00035W3QQ

Live at Queen’s Hall, Edinburgh, August 2004.
Ian Rankin reads “Jackie Leven Said” - the story of a record producer in the music business who travels from London, his adopted home, back to his place of birth - Kirkcaldy in the Kingdom of Fife, Scotland, for the funeral of his mother. Healing and resolving of old conflicts with his family (and ex lover) are the imperatives this man must face - remembered and relevant songs from the records of Jackie Leven help this difficult process.
With musical interludes by Jackie (and Michael Cosgrave, Keyboards, Deborah Greenwood, Vocals) including whole songs by Jackie and Michael which illustrate or illuminate moments in the story.
Plus eight studio songs.

Neugierig geworden? Dann vielleicht einfach mal reinhören auf der Seite der Plattenfirma.

Rezension:
Es klingt, als hätte sich das jemand ausgedacht:
Ein Autor lässt seinen Protagonisten in einem Roman die Musik eines bestimmten Künstlers hören. Der Musiker liest das und nimmt via Email Kontakt mit dem Autor auf. Die beiden verstehen sich und als Zeichen der Wertschätzung kriegt der Romanheld ein eigenes Lied, wofür sich der Schriftsteller mit einer Geschichte revanchiert, die der Songwriter mit musikalischen Akzenten untermalen darf. Schließlich stehen beide gemeinsam auf der Bühne und weil’s so schön ist, wird die ganze Chose mitgeschnitten, auf CD gepresst und verkauft. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann war das erst der Auftakt zu einer Künstlerkooperation der ganz besonderen Art …

Doch was sich anhört wie eine nette PR-Geschichte ist die pure Wahrheit und nichts als die Wahrheit.

Der Autor ist Ian Rankin, sein Held niemand anderer als John Rebus und Jackie Leven schließlich ist jener Musiker, der während eines turbulenten Fluges über Norwegen ziemlich verdattert seinen Namen mitten in „Resurrection Man“ (dt. Die Tore der Finsternis - Seite 165) wieder findet.

Nun ist die Nennung eines CD-Titels oder einer Band in den Rebus-Romanen nichts wirklich Ungewöhnliches – wenn der bärbeißige Held nicht gerade im Auto sitzt oder bei einem Drink in „seiner“ Oxford Bar, dann gibt er sich selbst gern mal was auf die Ohren.

Auch dass Künstler wie Pete Townsend oder die Bandmitglieder von REM Ihre Freude über eine solche Erwähnung zum Ausdruck bringen oder Rankin anbieten, ihn lebenslang auf die Gästeliste ihrer Konzerte zu setzen, ist in den siebzehn Jahren seiner Autorentätigkeit schon mehrfach vorgekommen.

Ein gemeinsames Projekt / Produkt wie das vorliegende hat es jedoch bis dato noch nie gegeben. Dazu mussten wohl erst zwei „Fifer“ aufeinandertreffen, die, wie sich später herausstellte, weniger als zehn Kilometer voneinander aufgewachsen waren, ohne sich damals allerdings jemals begegnet zu sein, vor allem aber gefühlsmäßig und humortechnisch auf einer Wellenlänge liegen.

Das Ergebnis kann sich wahrhaftig hören und mit ziemlicher Sicherheit, falls man das Glück hat, für einen der Live-Auftritte von „Jackie Leven said“ Karten zu bekommen, auch sehen lassen!

Denn wie es scheint haben sich da zwei gesucht und gefunden: Ian Rankin mit seinem, selbst in den düstersten Situationen unvergleichlichen Humor und Jackie Leven, dessen eindringliche, häufig gitarrenlastige Songs davon zeugen, dass er mit den Widrigkeiten des Lebens nur allzu vertraut ist (in Anbetracht des lebensbedrohlichen Überfalls Mitte der Achtziger und seiner Drogenvergangenheit sicherlich kein Wunder).

In perfektem Wechsel präsentieren die beiden Künstler bei ihrer Performance eine melancholische Geschichte in bester John-Rebus-Tradition (lässt man den Teil mit dem Mord einmal weg), untermalt von den passenden musikalischen Akzenten, sowie zahlreiche brandneue und bekannt-beliebte Leven-Songs.

Vielleicht anfänglich noch ein wenig gewöhnungsbedürftig zieht Rankins harter schottischer Akzent seine Zuhörer doch schon nach kürzester Zeit in den Bann seiner akzentuierten, eindringlichen Sätze. Und der verbale Schlagabtausch zwischen den Rankin und Leven (auf der zweiten CD) ist ein wahrer Ohrenschmaus.

Auf CD eins lernen wir zunächst Edward kennen. Eddy, den Ex-Musiker und jetzigen Produzenten (vorzugsweise von Boy- und Cover-Bands), in Schottland geboren, der in London Karriere gemacht und seine Mutter acht lange Jahre nicht gesehen hat.
Doch nun ist sie tot – und die Beerdigung bringt ein Wiedersehen mit Bruder Jimmy, dessen Frau (und Edwards-Ex-Freundin) Patricia, sowie ihrem 16jährigen Sohn David, voller Bewunderung für diesen Onkel, der alle Größen des Musikbusiness schon getroffen hat …
Vielfältig und oft schmerzlich sind die Jugenderinnerungen der Brüder – an die gemeinsamen musikalischen Anfänge und den gewalttätigen Vater („one size hits all“ …)
So tragisch die Geschichte, so unverwechselbar die Art und Weise wie sich Ian Rankin dieser Begegnung zwischen Vergangenheit und Gegenwart annimmt – ironisch, bzw. an den richtigen Stellen einfach nur zum Brüllen komisch, und gleichzeitig traurig, rührend und brutal direkt.
Und doch ist das Ende irgendwie tröstlich; bis hin zu jenem abschließenden Statement, das Eddy dem anwesenden Journalisten in den Block diktiert und das den Kern der Geschichte überaus treffend zusammenfasst:
Fifers throw a better funeral than most London Wedding!

Wer sich selbst davon überzeugen möchte, dass Fifers sowohl literarisch als auch in Sachen Musik eine Menge auf dem Kasten haben, der sollte nicht lange zögern und sich diese Doppel-CD zum gerne-auch-mal-öfter-hören schnell besorgen.

Michaela Pelz