Das Buch direkt bei Amazon bestellen Petra Oelker
Der Tote im Eiskeller

(7. Band Kaufmannsfamilie Herrmanns & Rosina, die Komödiantin)
rororo TB
ISBN 3-449-23869-1

Hamburg Anno 1771:
Der Herbst zieht ein und bringt neben gewaltigen Überschwemmungen auch eine Serie bizarrer Überfälle mit sich.
Ehrenwerte Männer werden angegriffen und dem Spott der Öffentlichkeit preisgegeben. Und in einem Eiskeller, tief im Festungswall, wird der Offizier Malthus tot aufgefunden – kurz vor seiner Hochzeit mit einer Tochter aus reichem Hause.
Auf der Suche nach dem Mörder streift der Weddemeister Wagner durch die Gärten und Gassen der Stadt. Stehen Munitionsdiebe hinter den Verbrechen? Welche Rolle spielt die seltsame Frau mit der Laterna Magica? Und was haben der bärtige Grönlandfahrer und der einarmige Bauer zu verbergen?
Schließlich sind es die grenzenlose Neugier und unkonventionelle Vorgehensweise der Komödiantin Rosina, die keinen geringen Beitrag zur Aufdeckung der Wahrheit leisten.

Rezension:
Was für ein Auftakt!
Ein halbnackter Mann mit angehängten Schweinsohren und farbig markiertem Gemächt direkt vor dem Altar – da ist man doch gleich mittendrin im prallen ausgehenden 18. Jahrhundert und einer weiteren spannenden „Leich’“ aus der Feder von Petra Oelker.
Viele hatten eine Fortsetzung der Rosina-Reihe ebenso erwartet wie gefürchtet – denn was konnte nach den spannenden Entwicklungen der letzten beiden Bände an Enthüllungen zur Protagonistin noch groß kommen? Und, in der Tat, es ist nicht wirklich viel, was die Fans an Zusatzinformationen bekommen.
Doch hat Oelker diese Hürde höchst souverän genommen und gezeigt, dass nicht allein das Schicksal der Komödiantin aus freien Stücken die Romane trägt und dass die Autorin auch jenseits der Rosina-Story noch eine Menge packender und unterhaltsamer Dinge zu erzählen hat.
Das Erstaunliche dabei: So viele Berufe und Details aus dem Alltagsleben der siebziger Jahre des vor-vorigen Jahrhunderts hat sie uns schon nahe gebracht und doch findet die Hamburgerin stets noch einen neuen wissenswerten Aspekt, den sie kundig und spannend zugleich mit der Handlung verwebt.
Diesmal hören wir unter anderem von einem Soldat, der einen höchst unnatürlichen Tod findet und die Position und Rolle des Militärs, das dort auf dem Festungswall stationiert und alles andere als „everybodys darling“ in der Stadt ist.
Hat sein Ableben etwas mit den dreisten Munitionsdiebstählen zu tun? Oder war der Tod des dreisten Mitgiftjägers die Folge eines simplen Familienstreits mit dem enttäuschten und enterbten jüngeren Bruder?
Neben Rosina darf sich die gute Anne ebenfalls wieder Ermittlerluft um die Nase wehen lassen, ein paar neue Figuren wie Maline mit ihrer Laterna Magica werden eingeführt und es gibt ein Wiedersehen mit der Frau des Weddemeisters und ihrer Spinnhaus-Freundin Marie.
Wie in allen früheren Bänden gelingt es Petra Oelker auch diesmal, die Atmosphäre jener Tage ausgesprochen lebendig werden zu lassen. Die Stimmungi n den Kaffeehäusern, bei denen der Austausch von Neuigkeiten im Vordergrund stand. Die Rivalität zwischen Soldaten und Bürgern, obwohl erstere doch die anderen schützen sollten. Die grausame Hochmütigkeit der Stadtbewohner gegenüber den Armen vom Land, ihren Bedürfnissen, ihren kleinen Gütern im Vergleich zu den gut gepflegten Gärten der Reichen Hanseaten. Und nicht zuletzt die Willkür der Pfeffersäcke, die sich als Hausherren mit den Mägden alles erlauben, Frauen, die zu Huren werden, weil sie sonst ihre Familien nicht ernähren können, Mietwucherer, die ihre Häuser „entmieten“, um sie gewinnbringender vergeben zu können …
Ein tolles Buch mit einem traurigen Ende, dessen bitterer Beigeschmack ganz zum Schluss doch noch durch ein paar versöhnliche Takte abgemildert wird.
Nicht nur für Rosina-Fans ein wirklich gelungener Roman!

Miss Sophie