Andreas Wilhelm
Projekt Babylon
Limes gebunden
Eine mysteriöse Höhle in Südfrankreich, deren Wände über und über mit rätselhaften Schriftzeichen aus allen erdenklichen Kulturen übersät sind. Tief in ihrem Inneren ein eigenartiges Leuchten, das jeden, der sich ihm nähert, in Wahnsinn versetzt
Sie sind neugierig geworden, WIE die Höhle wohl aussehen könnte und was sich hinter dem Projekt Babylon wirklich verbirgt? Dann nichts wie hin auf die aufwändig gestaltete Webseite, die viel verrät, noch mehr nur andeutet und einige spannende Extras (z.B. die Titelmusik zum Download) bereithält.
Rezension:
Miss Sophie
ISBN 3-8090-2489-9
Ein englischer Historiker, ein französischer Archäologe und eine junge deutsche Sprachwissenschaftlerin arbeiten im Auftrag der UN fieberhaft an der Erforschung der geheimnisvollen Kaverne.
Und okkulte Geheimbünde haben die Spur ebenfalls aufgenommen.
Die Lösung des Mysteriums rückt in greifbare Nähe.
Doch das bedeutet höchste Gefahr für die Forscher
Ein jüngerer Mann, ein älterer Mann und eine schöne, junge Frau und als wäre das noch nicht genug, ein in manische Umnachtung gefallener Schäfer sowie geheimnisvolle Schriftzeichen, die es rasch zu entschlüsseln gilt.
Doch zunächst lässt Autor Wilhelm es relativ ruhig angehen: Nach einem ausgesprochen beunruhigenden Einstieg dürfen sich der Tee trinkende Unidozent Peter Lavalle - hoch gewachsen, Ende 50, stets tadellos gekleidet und bekennender Schreibmaschinennutzer und Computerhasser und der kleine französische Bruder von Indiana Jones, Patrick Nevreux, respektloser Kettenraucher, dessen eigenmächtige Handlungen den Mittdreißiger trotz seines unglaublichen Instinkts schon so manches Mal in Teufels Küche gebracht haben, erst mal ordentlich in die Wolle bekommen.
Gemeinsam sollen sie dem Mix aus hebräischen, lateinischen, griechischen und sumerischen Graffiti, der in einer französischen Höhle gefunden wurde, einen Sinn entlocken. Und obwohl die Zusammenarbeit zunächst so manches Mal ins Stocken kommt, nähern sich die beiden Männer natürlich nach und nach einander an obwohl (oder gerade weil?) plötzlich auch noch eine junge, blonde Wissenschaftlerin mit ins Boot kommt, der beide Männer große Sympathien entgegenbringen.
Schnell wird klar, dass es eine Menge verschiedenster Interessensgruppen gibt, die hier ihre Finger im Spiel haben neben der Pharmaindustrie sind dies die Finanzwelt, die Politik und nicht zuletzt die Vereinten Nationen.
Immer länger wird die Liste der geheimen Lehren und gar nicht so geheimen Gesellschaften, der Sekten und religiösen Vereinigungen, die massiv in die Handlung eingebunden werden.
In rasantem Wechsel inszeniert Wilhelm ein atemberaubendes Ping Pong zwischen verschiedenen Schauplätzen und Personen und hält so den Spannungsbogen kontinuierlich oben.
Dabei kommt dem Rotweintrinker Nevreux der Part des charmanten Schlitzohrs zu, der auch verbal für so manches humoristische Highlight sorgt. Eine Eigenschaft, die diese Figur für eine Verfilmung quasi prädestiniert, ebenso wie die anderen schillernden Gestalten, die diese mehr als vierhundert Seiten bevölkern.
Autor Wilhelm weiß, was Leser wünschen: Gefährliche Expeditionen, blutige Auseinandersetzungen, Entführung, Mord und eine zügellose satanische Orgie bilden ein saftiges Gegengewicht zu den faszinierenden, aber oft doch recht theorielastigen Ausführungen aus der Mystik und die fantastischen Elemente, die dann ins Spiel kommen, wenn die Ebene des Unerklärlichen erreicht wird.
Was wohl am meisten fasziniert ist der Spagat, der dem Kosmopolit Wilhelm gelingt, wenn er seine unendliche Fülle von historischen Sachinformationen so präsentiert, dass vieles angerissen und auch verständlich dargelegt wird, ohne dass dies jedoch den Lesefluss stört. Wer will kann dann später immer noch jedes der komplexen Themen anhand der mitgelieferten Stichworte vertiefen.
Später allerdings
viel später
- denn niemand wird wohl den Wunsch haben, sich mit den Qumran-Rollen oder dem Voynich-Manuskript zu beschäftigen, wenn es darum geht, ob und wie Peter, Patrick und Stefanie ihre sensationelle Entdeckung und den Kampf darum überleben werden.