Das Buch direkt bei Amazon bestellen Derek Meister
Rungholts Ehre

Blanvalet TB
ISBN 3-442-36310-1

Lübeck, 1390:
In der Hauptstadt der Hanse wird die Leiche eines offensichtlich weit gereisten Fremden aus der Trave gezogen.
Unversehens findet sich der bärbeißige Patrizier Rungholt – ein Mann mit unablässigem Zahnschmerz und Hang zum Hamburger Bier – in einer finsteren Ränke wieder. Denn sein Kaufmannslehrling wird beschuldigt, den Fremden erschlagen zu haben. Rungholt bleiben nur wenige Tage, um die Unschuld seines Lehrlings zu beweisen und die Ehre seines Hauses wieder herzustellen.
Dickköpfig und gegen alle Widerstände des Hohen Rats und der Kirche, verfolgt Rungholt seine Spuren und verliert über der Suche nach der Wahrheit beinahe alles: Seine Ehre, sein Leben – und seine geliebte Tochter Mirke ...

Neugierig geworden? Umfangreiche Informationen sowie eine Lese- und eine Hörprobe finden sich auf dieser Webseite.

Rezension:
Ein neuer Ermittler im Mittelalter!
Der angesehene Kaufmann und Ratsherr Rungholt muss seine Ehre wiederherstellen: Sein Lehrling, den er wie einen Sohn aufgezogen hat und den seine Tochter Mirke liebt (aber sie soll einen anderen heiraten) soll erhängt werden, angeblich hat er einen unbekannten Mann ermordet.
Rungholt selbst, dick wie ein Fass und von starken Zahnschmerzen geplagt, macht sich mit Hilfen seines Kapitäns Marek auf die Spur des Verbrechens und des wahren Hintergrundes.
Der Leser leidet, fühlt mit diesem Zahnschmerz, mit Rungholts Schwerfälligkeit, die ihn hindert und zugleich in sich ruhen lässt. Rungholts Gedächtnis spült immer wieder dunkle Erinnerungen hoch, die er verdrängen will, wie das Zahnweh. Alles dies trägt uns mit großer Spannung durch den Roman. 
Die dreizehnjährige Mirke, Rungholts Tochter soll in wenigen Tagen ihre Toslach (Verlobung) mit einem angesehenen, einfühlsamen Ratsherr feiern, doch sie hat ihren eigenen Kopf. Obwohl viel gemordet wird, gibt es zum Glück keine grausamen Folterorgien wie in manch anderen Mittelalterromanen.
Nach wenigen Seiten zieht die Sprache und kunstvolle Dramaturgie in das Lübeck des 14. Jahrhunderts. Man sieht die mit Schweinsblasen verhängten Fenster, spürt den eisigen Wind in den engen Gassen, in denen Rungholt auf Spurensuche  geht, riecht: „Er stank, als hätte er eine Ratte verspeist“, schmeckt die Wecken, die Mirke und ihr Zukünftiger in die Milch stippen.
Kurz bevor der Leser ahnt, wer der Mörder sein könnte, zeigt Derek Meister ihn/sie selbst aus der Innenperspektive auf. Rungholt tappt noch im Dunkeln und so beginnt ein Wettlauf mit der Sanduhr, der Lehrling hat schon den Strick um den Hals.
Bis zum Ende hält der Autor alle Figurenfäden in der Hand, verheddert sich nie, und breitet so ein farbig-lebendiges Porträt einer deutschen Stadt aus. Dickleibig wie sein Held, aber immer kurzweilig kommt das Buch daher.
Rungholts Ehre gebührt auch Derek Meister und Ruhm dazu und viele, viele Leser!
Wir freuen uns schon auf die Fortsetzung, wie im Nachwort angekündigt.

K. Ara