Das Buch direkt bei Amazon bestellen Ruth Rendell
Der Duft des Bösen

Original: The Rottweiler
Aus dem Englischen von Eva L. Wahser
Blanvalet gebunden
ISBN 3-7645-0117-0

Eine schreckliche Mordserie erschüttert die Londoner Öffentlichkeit. Soeben ist bekannt geworden, dass bereits eine dritte junge Frau erdrosselt aufgefunden wurde. Der Täter behält von seinen Opfern immer einen persönlichen Gegenstand – offenbar als Souvenir.
Als sich bei einer der Ermordeten eine Bisswunde im Nackenbereich findet, hat die Boulevardpresse ihre Schlagzeile: Ab sofort heißt der unheimliche Mörder nur noch »der Rottweiler« …
Eigentlich wollte Inez Ferry lediglich das Schaufenster ihres kleinen Londoner Antiquitätenladens neu dekorieren. Da entdeckt sie inmitten ihrer Auslagen ein silbernes Kreuz, das tags zuvor noch nicht da gelegen hat.
Aber Inez hat den Anhänger schon einmal gesehen – auf einem Fahndungsfoto der Polizei: Ein solches Kreuz soll der mysteriöse Frauenmörder seinem letzten Opfer abgenommen haben.
Inez wird von Entsetzen gepackt: »Der Rottweiler« muss in ihrem Laden gewesen sein! Ist er etwa einer ihrer Kunden – oder gar einer der Mieter aus den Wohnungen über ihrem Geschäft?
Doch »der Rottweiler« befindet sich längst auf seinem Weg in den Abgrund. Denn jemand hat seine Identität aufgedeckt und beginnt, die grausame Bestie zu erpressen …

Rezension:
Schon mal den Duft der Liebe geschnuppert? Hier jedenfalls lernen Sie, welche Duftnote der Tod verbreitet...

In London scheint ein Serienkiller sein Unwesen zu treiben. Inez Ferry, Inhaberin von "Star Antiquitäten" und Eigentümerin des Wohnhauses, in dem sich der Laden befindet, traut ihren Augen kaum, als sie einen Gegenstand, der den Mordopfern entwendet wurde, zwischen ihren Waren im Laden entdeckt. Fieberhaft überlegt sie, ob einer ihrer skurrilen Mieter in die Mordfälle verwickelt sein könnte.

Da wären der aufdringliche Freddy Perfect, der sich ständig im Laden herumtreibt, anfasst, was ihm nicht gehört, und seine Verlobte Ludmilla, die hauptsächlich laute Musik hört und im Übrigen nur mit ihrem Äußeren beschäftigt ist. Doch kann man Freddy bzw den beiden solche Grausamkeit zutrauen?

Was ist mit Will Cobbett, dem Waisenjungen, aus dem zwar ein Mann geworden ist, dessen Entwicklungsstand aber auf dem Niveau eines Zehnjährigen stehen geblieben ist? Warum gräbt er mit einer Schaufel in fremden Gärten?
Allerdings … Will kann mit Gewalt nicht umgehen, und möchte sowieso nur eines: Bei seiner Tante Becky wohnen. Becky quält sich mit ihrem schlechten Gewissen, weil sie lieber ihre Freiheit hätte und ertränkt ihren Kummer in Alkohol. Inez kommt zum Schluss, dass man weder Will noch Becky diese Morde zutrauen kann.

Verbliebe noch Jeremy Quick, der täglich auf eine Tasse Tee vorbei schaut, und für den die verwitwete Inez anfangs tief im Inneren mehr als nur freundschaftliche Gefühle hegt. Auch er ist täglich im Laden und hätte die Möglichkeit gehabt, das Beweisstück dort zu "entsorgen".

Während Inez und alle Bürger von London noch rätseln, löst die Autorin den Krimi für den Leser bereits nach dem ersten Drittel des Buches, und man wünscht sich, sie hätte dies nicht getan.
Denn im Wissen um den Mörder wird die ganze Story eben nur noch eine Geschichte, die sich vor allem um Inez Ferry, ihren Laden und die seltsamen und bizarren Hausbewohner dreht.
Jeder, sogar ihre Mitarbeiterin Zeinab führt eine Art Doppelleben, und man fragt sich allmählich, was die ganzen Nebengeschichten mit der Hauptstory überhaupt noch zu tun haben.
Sicher sind die Figuren jede für sich interessant und teilweise haben sie auch dramatische Schicksale. Nur hat man das Gefühl, dass hier zu bunt gemischt wurde und das Wesentliche zu wenig Beachtung fand. Der Täter und sein Morden rücken völlig in den Hintergrund, während sozialkritische Themen viel Raum bekommen.

Während man noch immer auf Spannungsmomente wartet, liefert die Autorin wenigstens noch eine Erklärung für die Mordlust des Täters, was die Morde in ein völlig klares und tragisches Licht rücken lässt.
Schließlich wird der Killer noch von Dieben erpresst, was der Handlung eine gewisse Ironie verleiht.

Es hätte ein spannender Thriller werden können, denn die Story an sich ist glaubhaft.
Es sind die vielen Nebenschauplätze, die vielen anderen Geschichten und schließlich der Aufbau des ganzen Buches, die dem Ganzen die Spannung und auch den Reiz nehmen.
Es ist nicht der Duft des Bösen, der hervorsticht. Es sind leider die vielen anderen Düfte, die man beim Schließen des Buches in der Nase behält. Und irgendwie bleibt ein schaler Geschmack übrig.
Ruth Rendell, die "Queen of Crime", bekannt durch ihre Krimireihe um Chief Inspector Wexford, hat mit diesem Buch leider nicht überzeugt.

Eva May