Das Buch direkt bei Amazon bestellen Sheila Quigley
Ein Mörder in unserer Stadt

Original: Bad Moon Rising
(2. Band)
Übersetzt von Monica Bachler
dtv premium im Großformat TB
ISBN 3-423-24536-0

Eine junge Frau allein auf dem Heimweg durch die kleine Stadt Houghton-le-Spring. Es ist mitten in der Nacht, und ihre hohen Absätze klappern laut auf dem Pflaster. Sie glaubt, ganz allein zu sein, und zu Hause wartet ihr kleiner Sohn. Aber als er am nächsten Morgen erwacht, ist seine Mutter nicht mehr am Leben. Sie wird nie mehr nach Hause kommen, denn die Straßen waren keineswegs so verlassen, wie sie gedacht hat.
Drei Frauen sterben in kürzester Zeit, und während sich die kleine Stadt auf das große Oktoberfest vorbereitet, ist Detective Inspector Lorraine Hunt auf der Suche nach einem Mörder.
Kein Wunder, dass ihre Kollegen fest überzeugt sind, dass der Täter vom Rummelplatz kommt. Wer traut schon dem fahrenden Volk?
Oder ist es einer von den Arbeitslosen, die von der Sozialhilfe leben?

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Rezension:
Als sie für das Manuskript ihres ersten Buches einen sechsstelligen Betrag von einem englischen Verlag erhielt, war Sheila Quigley arbeitslos und lebte in einer Sozialwohnung.
Der vorliegende zweite Band ihrer Reihe um die Menschen von Houghton in Nordengland zeigt, dass dieser Vorschuss gut investiert war: Denn auch dieser Roman ist lebensnah, packend und liefert filmreife Szenen und beste Unterhaltung in 30 faszinierenden Kapiteln.

Bereits am Anfang lässt Quigley uns an den Schattenseiten des Lebens in dieser kleinen Stadt teilhaben, präsentiert die Unglücklichen, mit denen es das Schicksal nicht so gut gemeint hat. Manche von ihnen stehen im sozialen Abseits – andere aber sind trotz ihrer Gebrechen und Defizite in einer Gesellschaft integriert, in der sicher nicht materielle Werte im Vordergrund stehen. Von Unfällen entstellte Männer und Jugendliche sind darunter, verwirrte Alkoholkranke, eine Seniorin kurz vor der Demenz und ein kleines Mädchen mit Kinderlähmung. Dazu noch der Zweijährige, der seine Mutter verloren hat.
Dabei wird jedem Leser, der noch irgendwelche Zweifel gehabt haben könnte, schnell klar, dass ein Leben immer mit dem Sozialamt im Nacken alles andere als romantisch ist.
Das Geld reicht vorne und hinten nicht, die Bank gibt keinen Kredit, also müssen andere Wege der Beschaffung gefunden werden. Diebstahl ist die eine Lösung – der Weg zum Kredithai die andere. Nur schlecht, wenn man die Raten nicht zahlen kann … Dann wird schon mal eine alte Frau von gedungenen Schlägern, halben Kindern noch, verprügelt, um den entsprechenden Forderungen mehr Nachdruck zu verleihen.
Doch auch der Staat tut sich nicht nur rühmlich hervor: Die „Schnüffler von der Stütze“ leisten gute Detektivarbeit und die Zuteilung der täglichen Sozialhilfe ist schneller gestrichen, als man im Nebenjob „piep“ sagen kann, wenn man sich dabei erwischen lässt.
Die Spannungen auf dem Polizeirevier dagegen sind von anderer Art: Eine übereifrige, junge Polizistin, die ihre Kompetenzen überschreitet und Anweisungen ignoriert, schießt einen Bock nach dem anderen, dazu tummeln sich noch ein Pärchen, das es besser nicht gäbe und eins, das partout nicht zusammenkommen will.
All dies vor dem Hintergrund von mehreren Morden an jungen Frauen, bei denen erst nach und nach ein Zusammenhang hergestellt werden kann. Ein Mann mit einer auffälligen Narbe soll dabei eine Rolle spielen. Und dann verschwindet auch noch die achtjährige Melanie – die zuletzt mit Josh vom Rummelplatz gesehen wurde, einem jungen Mann, den ein schrecklicher Brand für immer gezeichnet hat …

Über einen Mangel an spannenden Wendungen kann der Leser sich bei diesem Roman nicht beklagen. Auch sind die zahlreichen Figuren – einige davon bereits aus Band eins bekannt und geschätzt – mit all ihren Schwächen, aber auch dem Mut, den sie zuweilen an den Tag legen, so lebendig gezeichnet, dass man sie einfach ins Herz schließen muss.
Die größte Kunst jedoch ist es wohl, dass die spätberufene Autorin (die immerhin fast sechzig Lenze zählt) ihre glaubwürdige Handlung in die nordenglische reale Welt der kleinen Leute einbettet. Und da nehmen - anders als in amerikanischen Krimis - die Racheengel eben den Bus, um sich jemanden vorzuknöpfen – oder sie lassen sich von jemandem fahren, dem sie im Nachhinein das Benzingeld erstatten.
Es gibt kleine Schurken und große, böse Ganoven. Familien, die zusammenhalten und solche, die sich gegenseitig zerfleischen. Krankhaften Ehrgeiz, Nachlässigkeit und Gedankenlosigkeit ebenso wie Hilfsbereitschaft oder gar Heldenmut.
Alle nur möglichen Gefühle und Handlungsweisen sind vertreten – und alle ziehen sie den Leser so sehr in den Sog des Romans, dass er das Buch wirklich erst nach 340 spannenden Seiten aus der Hand legen mag (nicht ohne bei einem der einschlägigen Bücherversender gespickt zu haben, ob es denn einen weiteren Band mit Detective Inspector Lorraine Hunt gibt … - und das tut es zum Glück!).

Miss Sophie