Petra Oelker
Mit dem Teufel im Bunde
(8. Band Kaufmannsfamilie Herrmanns & Rosina, die Komödiantin)
Hamburg, anno 1772:
Rezension:
Miss Sophie
rororo TB
ISBN 3-499-24200-1
Die Stadt ist in Unruhe der Turm der ehrwürdigen St.-Katharinen-Kirche droht umzustürzen und soll in einem geradezu teuflischen Verfahren von Baumeister Sonnin ins Lot gebracht werden.
Dann wird plötzlich die reiche Kauffrau Sibylla van Keupen erschlagen ausgerechnet in der Katharinenkirche.
Ein böses Omen.
War es der Baumeister? Ihre altjüngferliche Schwägerin? Oder die Kunstblumenmacherin?
Rosina, Weddemeister Wagner und die Kaufmannsfamilie Herrmanns ermitteln und stoßen auf eine Mauer des Schweigens.
Seit fast zehn Jahren (Tod am Zollhaus - 1997) sind sie zusammen Petra Oelker und ihre sympathische, mutige, unangepasste Heldin Rosina und haben eine Menge gemeinsam erlebt.
Viele Fälle konnte Rosina aufklären, so manchem fälschlicherweise Beschuldigten Ehre, Freiheit und zuweilen sogar das Leben retten und sich selbst oftmals in letzter Minute aus einigen brenzligen Situationen befreien.
Weite Wege hat sie dabei zurückgelegt und das nicht nur in geografischer Hinsicht.
Nun ist die Komödiantin verheiratet, sesshaft geworden und nurmehr eine Ex-Mimin. So richtig abgefunden hat sie sich allerdings noch nicht mit ihrem neuen Stand und wie es scheint, geht es vielen ehrbaren Hamburgern, die der frischgebackenen Madam Vinstedt nicht selten kaum verhohlenes Misstrauen und Vorbehalte entgegenbringen, nicht anders.
Wie gut, dass in dieser Situation ein neuer Kriminalfall Abwechslung in das Leben der jungen Ehefrau bringt wenn gleich die Tatsache, dass sie dem Weddemeister ermittlungstechnisch unter die Arme greift, nicht bei allen Mitbürgern auf Wohlwollen stößt
Wie schön für die Fans der Reihe, wenn sie schon auf die Beckersche Komödiantentruppe verzichten müssen, im guten alten Wagner einen lieb gewordenen Bekannten wiederzutreffen. Nach wie vor ist der Weddemeister in schlecht sitzenden Klamotten und von keinerlei Feingefühl oder falscher Höflichkeit gebremst unterwegs, um geheimnisvolle Vorfälle und finstere Taten aufzuklären. Selbst dann, wenn sie sich, wie hier, inmitten der feinen Gesellschaft abspielen, die bei näherem Hinsehen gar nicht mehr so edel, hilfreich, gut und ehrbar ist, wie sie sich gerne den Anschein geben möchte.
Wie schon in sämtlichen Vorgängerbänden der Reihe gelingt es Autorin Oelker ein sehr genaues und in jeder Hinsicht interessantes Sittengemälde zu entwerfen, bei dem der Blick nicht nur in die Kontore der Hansemetropole geht, sondern auch in die Hinterhöfe und die kleinen, zugigen Arbeiterwohnungen oder die Fabriken, in denen flinke Kinderhände mühsam ihren Teil zum täglichen Brot beitragen.
Besonders interessant im vorliegenden Roman ist jedoch die Tatsache, dass der Spannungsbogen, der sich mit der geheimnisumwitterten Herkunft der Komödiantin und ihrem ganz persönlichen Schicksal beschäftigte, nun definitiv abgeschlossen ist.
Einerseits schade, machte es doch besonderen Spaß, immer neue Indizien zusammenzutragen und persönliche Mutmaßungen anzustellen, andererseits interessant und faszinierend, wie Oelker es dennoch schafft, einen aufregenden Plot zu stricken und die Begehrlichkeit nach weiteren Bänden der Reihe zu wecken.
Also, liebe Petra Oelker: Bitte schicken Sie die gute Rosina noch lange nicht in den Ruhestand!