Das Buch direkt bei Amazon bestellen Wolfgang Burger
Schwarzes Fieber

(4. Band Kriminalrat Gerlach)
Piper TB
ISBN 978-3-492-25119-8

Eine bewusstlose Frau mit starken Kopfverletzungen, die in der Nähe von Heidelberg gefunden wird, gibt der Polizei Rätsel auf: Wer ist sie? Und weshalb wird sie von niemandem vermisst?
Als sie aufwacht, stellt sich heraus, dass sie nicht sprechen kann. Kripochef Alexander Gerlach übt sich in Geduld, doch dann kommt es zu weiteren Mordanschlägen auf die Fremde.
Erst als die Leiche eines Mannes aus Angola auftaucht, beginnt Gerlach die wahren Zusammenhänge zu erahnen, und ein gefährlicher Wettlauf mit der Zeit beginnt.

Rezension:
Kein "Heidelberg" im Titel und auch der Anfang ist anders als man es von Wolfgang Burger gewohnt ist: Nicht so beschwingt, nicht so launig, ohne Cliffhanger gleich auf der ersten Seite ... sondern eher düster und unheilverkündend. Auf Tote weist der Ich-Erzähler hin - was nun nicht wirklich überrascht in einem Kriminalroman, wäre da nicht der Hinweis auf die Mitschuld Gerlachs am Ableben einiger dieser Personen ...

Und schon hat der Autor den Leser gefesselt und wechselt, als sei nichts geschehen, in jenen Tonfall und jene Atmosphäre heiterer Gelassenheit im schönen Heidelberg, die er so meisterlich heraufzubeschwören vermag.

Es ist Sommer, alle haben Urlaub, die Zwillingstöchter sind dank ihrer neuen Leidenschaft - dem Pferdesport - ausnehmend gut gelaunt und beschäftigt, und der seit neuestem Rad fahrende Gerlach ist einfach nur froh, dass doch noch etwas passiert, was die Lethargie von seiner hitzegeplagten Mannschaft nimmt.

Diverse Einbruchsfälle, eine schwer verletzte Unbekannte sowie ein seit geraumer Zeit toter Afrikaner halten das Team um den Kripochef auf Trab. Dabei gibt es genügend Gelegenheiten, die alt vertrauten Figuren wieder zu treffen:
Lorenzo, den Ex-Empfangschef, der nicht nur mit seinen Kochkünsten, seinem hervorragenden Weinkeller und den Kontakten zur Unterwelt seinen Schachpartner Gerlach so manche angenehme Stunde bereitet, sondern dessen scharfer Verstand mehr als einmal ganz neue Aspekte eines zum Stillstand geratenen Gedankenkonstrukts zutage treten lässt.
Balke, das hellblonde Nordlicht mit Schlag bei den Frauen, was ihm im Verlauf des Falles jedoch nicht nur Freude bereitet.
Die schwarz gelockte Klara Vangelis mit den selbstgeschneiderten Designer-Kostümen, deren Fahrstil zu so manchem Konflikt führt.
Sekretärin "Sönnchen", die nach wie vor durch ein Telefonat mit einem ihrer zahlreichen Verwandten oder Bekannten mehr Informationen sammelt als die halbe Abteilung in tagelanger Recherche ans Licht bringen kann.
Und schließlich Theresa, Gerlachs gefährliche Liebschaft, einen Großteil des Romans mit dem ihr angetrauten Gatten (zu allem Überfluss der Vorgesetzte ihres Galans) auf Asien-Urlaub.

In ihren Dialogen (geprägt von Burgers knochentrockenem Humor), den teilweise ausgesprochen turbulenten, zuweilen fast schon skurrilen Szenen und einer unaufhaltsam auf die Katastrophe zulaufenden Handlung entwickelt sich eine Story, die ebenso logisch wie exotisch und abgrundtief traurig ist.
Einer Story, in der die Täter auch Opfer und die Opfer teilweise völlig Unschuldige, wie auch finstere Gesellen sind - sowie Menschen, deren Motive bis zum Ende fraglich bleiben.

Packend ist der Roman, in einem Rutsch möchte man ihn weglesen - oder doch schnell zu den letzten Seiten blättern, um zu sehen, wer denn nun ... und unter welchen Umständen ... aber dann doch lieber nicht ... zu schade wäre es, beraubte man sich selbst der steigenden Spannung.

Dann ist alles aus, vieles gesagt, anderes nur gedacht, zwischen den Zeilen gespürt.
Und man freut sich aufrichtig, einen weiteren Roman von einem Autor gelesen zu haben, dem es gelingt, einen sympathischen Serienhelden trotz aller Vertrautheit immer wieder neu zu erfinden.

Miss Sophie