Das Buch direkt bei Amazon bestellen Markus Stromiedel
Zwillingsspiel

(1. Band)
Droemer Knaur TB
ISBN 978-3-426-63446-2

Berlin wird von einem Terroranschlag erschüttert: Eine Explosion auf dem S-Bahnhof Savignyplatz zerfetzt sieben Menschen, darunter die Tochter eines prominenten Regierungsberaters.
Kommissar Paul Selig wird mit den Ermittlungen beauftragt - zu seinem großen Erstaunen, denn eigentlich ist er alles andere als ein Erfolgsmensch: melancholisch, zögerlich, introvertiert.
Daran ist seine Zwillingsschwester Lisa nicht ganz unschuldig, die von Kindesbeinen an kaum eine Gelegenheit ausgelassen hat, ihren Bruder zum Verlierer zu stempeln.
Bei seinen Ermittlungen stößt Selig auf zahlreiche Ungereimtheiten.
Sollte er den Fall etwa bekommen haben, weil man ihm die Aufklärung nicht zutraut? Aber wer könnte ein Interesse daran haben, die Wahrheit unter Verschluss zu halten?

Wärmstens ans Herz gelegt sei dem Leser die Website zum Buch oder die des Autors mit den brillant gemachten Trailern (konventionelle Buchwerbung war gestern, heute ist der Hinweis auf angesagte Lektüre ganz großes Kino - und nicht selten auch dort, und das bei der Qualität dieser Kürzestfilme zu Recht, vertreten).

Rezension:
Sein erstes Drehbuch (nie realisiert, aber ungemein abgefahren und kompliziert) war ein Science-Fiction-Stoff.
Das zweite schrieb er für den "Marienhof".
Es folgten Drehbücher für diverse Fernsehspiele, sowie für "Ein starkes Team", Doppelter Einsatz", "SOKO Köln", "SOKO Leipzig", "Großstadtrevier" und immer wieder "Tatort" / "Polizeiruf", und "Stubbe".
Jetzt hat er einen Roman geschrieben - und es wird hoffentlich nicht der Letzte sein!

Die Rede ist von Markus Stromiedel und seinem "Zwillingsspiel".

Auf der einen Seite ist da der Held, Paul.
Ein linkischer Typ, voller Selbstzweifel, der sich oft selbst im Weg steht - auch wenn seine Schlussfolgerungen völlig richtig sind. Ein Stotterer, der auch schon mal auf den Tatort kotzt oder mitten in üble ausländerfeindliche Ausschreitungen gerät (und dabei natürlich verletzt wird) ... - kein Wunder, dass niemand diese Witzfigur wirklich ernst nimmt und seine Aufklärungsquote zu vernachlässigen ist.

Kein Wunder auch, dass die Leser ihn von Anfang an in ihr Herz schließen.
Er ist ein Underdog - kein Superheld.
Er ist der, den alle Welt verarscht - immer schon.
Und er ist der, von dem man so sehr hofft, dass er es allen zeigen wird - auch wenn der Preis vielleicht höher ist, als sich das irgendjemand vorstellen kann.

Pauls Gegenpol ist seine Zwillingsschwester Lisa.
Gut aussehend, zielstrebig, ehrgeizig und ganz nah am Zentrum der Macht - dem Innenministerium.
Sie ist alles, was er nicht ist: Überlegt, geistesgegenwärtig, eiskalt.
Und doch scheint sie ihn auf ihre Art zu lieben, fast sogar zu brauchen.

Schnell wird klar, dass der vorgeblich terroristische Anschlag auf die Berliner S-Bahn einen ganz anderen Zweck und Hintergrund haben muss und dass einflussreiche Menschen darin verwickelt sind.

Ein undurchsichtiger Kanzlerberater ... ein knallharter Innenminister ... diverse Polizisten, von denen man nicht weiß, auf welcher Seite sie stehen ... sowie mitten im Zentrum der Spindoktor, der König der Machtspiele, ein echter Königsmacher ... sie alle bevölkern diesen Thriller, der den Leser von Anfang an in seinen Bann zieht mit den immer wieder spannenden Gefahrensituationen, bildhaften Sequenzen (da schreibt der Film- und Fernseh-Profi!) und Momenten, in denen es bedrohlich zur Sache geht.

Wir erleben Menschen, die Menschen manipulieren (und fragen uns bang, ob alle Politiker zwangsläufig so sein müssen), eine Atmosphäre, in der sich alle gegenseitig bespitzeln und man niemandem vertrauen kann. Jeder ist in seinem Tun stets auf Wirkung bedacht - jede Handlung ist genau kalkuliert.
In den Bäumen sitzen Spione mit Teleskopkameras, stumme Verfolger gehen ihrem schmutzigen Geschäft nach, immer neue ominöse Verflechtungen kommen ans Tageslicht.
Die Lektüre dessen, was die Mächtigen und Machthungrigen in diesem fiktiven Mikrokosmos bereit sind, zu tun, lässt den Leser atemlos und froh darüber zurück, selbst einem anderen Gewerbe nachzugehen ...

Vor allem aber macht sie Appetit auf "mehr Stromiedel", mehr intelligente, spannende Unterhaltung aus deutschen Landen!

Miss Sophie