Das Buch direkt bei Amazon bestellen Klaus-Peter Wolf
Die Schlange

treffpunkt tatort / Band 4
Ars Edition gebunden
ISBN 978-3-7607-2680-9
(ab 11 Jahre)

Ein geheimnisvoller Unbekannter schießt aus dem Hinterhalt mit vergifteten Pfeilen auf Passanten. Niemand weiß, wo die tödliche "Schlange" als Nächstes zuschlagen wird.
Unter ihren Opfern: Tims Großmutter!
Während die Polizei im Dunkeln tappt, kommen Tim und seine Freunde der gefährlichen Wahrheit näher und näher...

Rezension:
Diesmal ist das Thema "Familie" außerordentlich präsent:
Bei Doro zu Hause gibt es Spannungen, weil die Geschäfte schlecht gehen, Jans Vater ist streng und ungerecht und Tim sorgt sich um seine Großmutter, die von einem Spaziergang nicht zurückkehrt ...
Seine Angst ist begründet, wie sich schnell herausstellt.
Dann wird alles äußerst ungewöhnlich, denn ein "Abschuss" mit Giftpfeilen ist nun wirklich nicht alltäglich - zumal keine Aktion folgt: Die alte Dame wird weder entführt noch betäubt und es gehen auch keine Drohungen ein.

Der Kommissar ist bräsig wie eh und je - unausstehlich und mit Ermittlungen, die immer in die falsche Richtung gehen. Auch ein erneuter Versuch der Versöhnung mit seiner Ex geht gründlich in die Hose (was seine Laune nicht wirklich bessert).
Auch seine Kollegen sind oft von der unsympathischen Sorte (Wolf scheint kein großes Faible für die Polizei zu haben ;-):
Die leitende Oberstaatsanwältin ist von Ehrgeiz zerfressen und tut die Ergebnisse der Assistentin des Kommissars (als einzige der Truppe nicht nur einfühlsam im Umgang mit Opfern und Zeugen, sondern auch bereit, in alle Richtungen zu ermitteln und offen für Anregungen von außen) zunächst einmal als banal oder irrelevant ab, der Profiler ist mediengeil.
Insgesamt erhält man den Eindruck, Polizeiarbeit bestünde im Wesentlichen aus dem Abgleich von Listen (und darin, Untergebene anzuschnauzen) ... ;-)

Am Ende geht dann natürlich doch noch alles gut aus - kurz vor knapp, nach einem aufregenden Showdown.

Wolf spricht in diesem Jugendbuch sehr unterschiedliche Themen an:
Einmal den sorglosen Umgang mit und die Haltung von Tieren, die unters Artenschutzabkommen fallen.
Dann aber auch etwas, das gern totgeschwiegen wird, obwohl es gerade in den nächsten Jahren mit der steigenden Überalterung der Gesellschaft an Relevanz und Brisanz zunehmen wird: Nämlich die Pflege von Angehörigen.
Plötzlich kehrt sich das Verhältnis zu Eltern oder Großeltern um. Nicht mehr die ältere Generation sorgt für Kinder und Kindeskinder, sondern diese müssen jene waschen und pflegen, auch, oder gerade wenn sie dement sind oder sich auch "nur" mit zunehmendem Alter charakterlich verändert haben.
Nicht jeder greift da zu drastischen Mitteln ... - aber nicht jeder hat so sympathische, aktive und interessierte Großeltern wie Tim oder Lina.

So ist - wie häufig bei Wolf - hinter, unter und neben der reinen Krimihandlung (in der es natürlich auch diesmal nicht an Spannung fehlt) ein Thema verborgen, über das man durchaus auch im großen Kreis nach Beendigung der Lektüre noch diskutieren kann.

Miss Sophie