Arne Dahl
Wolfgang Butt
Totenmesse
Original: Dödsmässa
Cilla Hjelm betritt um 10.39 Uhr die Bank im vornehmen Stockholmer Viertel Östermalm. Hätte sie geahnt, was ihr bevorsteht, sie hätte einen anderen Tag für ihren Besuch gewählt.
Rezension:
Der Leser ist hautnah dabei, erlebt die Todesangst der Geiseln, ihre Gedanken auf der einen Seite, die Gefühle der Angehörigen auf der anderen.
Selbst als alles vorbei scheint, ist noch lange kein Ende in Sicht:
Dahl weiß, was er tut: Auf der psychologischen wie auf der Spannungs-Ebene. Auf den Emotionen der Leser spielt er wie ein Virtuose auf dem Klavier:
Und während die Reise in Rückblenden und Perspektivenwechseln bis in den Zweiten Weltkrieg führt, werden Verflechtungen klar und ein großes Muster zeichnet sich ab, das alt ist und doch immer wieder neu: Liebe, Einsamkeit, Freundschaft, Verzicht.
So viel Leid, so viel Tod, so viele zerbrochene Seelen - für eine Sache, die richtig groß ist und mehr zählt als der Einzelne.
Dahls Reihe um das A-Team ist einfach brillant, weil die Figuren so einzigartig sind, so unverwechselbar, immer wieder gebrochen und neu zusammengesetzt werden.
In dieser Tradition ist auch der vorliegende Roman eine Mischung aus Gaunerposse, Wissenschafts-, Spionage- und Psychothriller, sowie Familiendrama - und das alles so, dass es höchsten literarischen Ansprüchen genügt.
Miss Sophie
(7. Band)
übersetzt von Wolfgang Butt
Piper gebunden
ISBN 9783492050180
Um genau 10.40 brüllen die Maschinengewehre der zwei Maskierten los, Glas splittert, und Cilla presst ihr Gesicht flach auf den Marmorboden.
Was aussieht wie ein brutaler Banküberfall, entpuppt sich bald als etwas sehr viel Ernsteres, Weitreichenderes: Die beiden russischen Bankräuber, mit denen das A-Team um Kerstin Holm und Cillas Exmann Paul Hjelm verhandelt, sind nicht auf das Geld aus.
Denn plötzlich sind sie verschwunden, und ihre Spur führt bis nach Berlin und Wolgograd, bis in die Zeit des Kalten Kriegs und der Jagd nach einer wertvollen chemischen Formel, für die viele Leute über Leichen gehen würden.
Eigentlich gibt es das A-Team ja schon geraume Zeit nicht mehr: Hultin ist pensioniert, Paul bei den internen Ermittlern, Gunnar im Urlaub, diverse neue Kollegen bewähren sich unter der Leitung von Kerstin ...
Doch dann geschieht etwas, was sie doch von Neuem zusammenführt: Cilla, Pauls Ex-Frau schwebt in Todesgefahr.
Nichts ist einfach und direkt bei Dahl - nicht einmal das. Denn die, die da umeinander bangen und sich gedanklich in der schwersten Stunde am nächsten sind, gehören eben nicht mehr EINER Familie an und darum spielt da noch so viel anderes hinein: Alte Verletzungen, Angst, Kampf gegen sich und die anderen.
Verrat in den eigenen Reihen steht im Raum, ein Motiv, das lange im Dunkeln liegt und sich auch dem Leser, der über einige zusätzliche Informationen verfügt, doch erst nach und nach erschließt.
Gänsehaut pur entsteht, wenn Jorge durch einen schmalen Luftschacht kriecht, immer nur einen Hustenanfall von der Entdeckung entfernt.
Dann wieder Lacher und Erheiterung, wenn Arto mit Viggos Unterstützung auf einer Auktion ein altes Möbel ersteigert ...
Aber ist es das am Ende wirklich wert?
Ihre Entwicklung zu beobachten ist allein schon ein Grund für die begeisterte Lektüre.
Doch auch die Plots sind weit entfernt von Schema F - immer gibt es diesen speziellen Dreh, den Extra-Kick, die Verflechtung, die auch ein ethisch-moralisches Dilemma aufwirft.