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Gewitter über Pluto

Piper gebunden
ISBN 978-3492053105

Lorenz Mohn, ein Mann mit perfektem Körper und nicht ganz so perfekter Seele, begreift im 40. Jahr seines Lebens, dass er selbiges radikal ändern muss - und beendet seine Karriere als Pornodarsteller.
Inspiriert vom Anblick einer Kollegin, die mit Vermeer'scher Ruhe und Würde an einem Pullöverchen häkelt, eröffnet er einen Strickwarenladen. Geldgeberin ist die von Gerüchten umwehte Grande Dame der Wiener Unterwelt. Ihre einzige Bedingung für das zinslose Darlehen: es auf den Tag genau in sieben Jahren zurückzuzahlen oder aber an ebendiesem 14. Juli 2015 ein Leben zu retten.
Das ist auch der Tag, an dem die NASA-Sonde "New Horizons" den Planeten Pluto erreichen soll.
Ein Zufall?
Wohl kaum, wenn man den Namen von Mohns Strickwarengeschäft bedenkt: "Plutos Liebe".
Ein Sturm bricht los und reißt alle mit sich.

Dieser Roman erhielt den von den “Stuttgarter Kriminächten ausgelobten „Stuttgarter Krimipreis“ als bester deutschsprachiger Kriminalroman 2009.

Rezension:
Lorenz Mohn, ein wahrlich gut aussehender Mann in den Vierzigern, beschließt eines Tages sein Leben zu ändern.
Nun, das ist noch nichts Ungewöhnliches, Männer in diesem Alter befinden sich vorwiegend in irgendeiner Krise, die jene gelegentlich zu recht unorthodoxen Reaktionen treibt.
Hier aber entscheidet der Pornodarsteller Lorenz Mohn, sein bisheriges Leben an den Nagel zu hängen und ein Handarbeitsgeschäft in einer ehemaligen Bäckerei in Wien zu eröffnen.

Um dies zu finanzieren, lässt er sich auf einen zinslosen Kredit bei Claire Montbard, der Grande Dame der Unterwelt, ein.
Der Aufbau des Geschäfts geht zügig voran und scheinbar entwickelt sich für Lorenz Mohn eine wunderbare Idylle, da er in der Nachbarin Sera die Frau seines Lebens kennen lernt. Einzig die ständig übel gelaunte Schwester und Scherenschnittkünstlerin Lou trübt ein wenig die Idylle. Wäre da nicht eine Leiche, die Lorenz Mohn unter dem Bett einer geheimen Werkstätte in seinem Geschäft entdeckt.

Schon glaubt LeserIn sich in einem Krimiplot wiederzufinden, doch es kommt in Heinrich Steinfest'scher Manier ganz anders als erwartet: So treffen wir auf äußerst kultivierte Außerirdische mit zwar außergewöhnlichen aber dennoch sehr menschlichen Eigenschaften, paläontologische Sensationen und Fälschungen und sogar auf Zwerge.

Das Tempo erhöht sich zusehends, aber nicht in puncto Handlung, sondern erzählerisch. Eine Abschweifung bedingt in scheinbar philosophischer Weise die nächste Abschweifung, die manchmal ein ganzes Universum zu erklären vermag und gleich im nächsten Moment an einer Randbemerkung scheitert.

"Gewitter über Pluto" ist sicherlich Steinfests bisher komplexestes Buch, voller Abgründe, anarchischem Humor und einem Quäntchen Skepsis:

"So hart es klingen mag, doch im Grunde ist ein Mann, jeder Mann, für eine Frau nichts anderes als die gerade Linie auf dem Weg zu einem Bedürfnis".

Rudolf Kraus