Arne Dahl
Wolfgang Butt
Dunkelziffer
Original: Mörkertal - Hidden Numbers
In den Wäldern des nordschwedischen Ångermanlands verschwindet die 14-jährige Emily.
Rezension:
Während sich ein Teil des bewährten Teams um Kerstin Holm weit weg von Stockholm darum bemüht, das Verschwinden einer 14Jährigen von einer Klassenfahrt zu klären, hat der Rest der Truppe es mit einem im wahrsten Sinne des Wortes "kopflosen" Kerl zu tun, der, so liegt die Vermutung nahe, nicht das einzige Opfer eines Klaviersaiten-Killers ist.
Was dann passiert, ist nicht nur vielschichtig aufgrund der diversen Handlungsorte und scheinbar unabhängigen Verbrechen, die sich doch als zusammenhängend erweisen.
Dahl ist in jedem Fall gelungen, dem (offensichtlichen) Kriminalfall mindestens noch eine weitere Dimension hinzuzufügen und nicht zuletzt die These in den Raum zu stellen, nachdem die Kraft der Sexualität als positiver wie auch negativer Lebensantrieb verwendet werden kann.
Wieder einmal ein verdammt guter Roman eines Autors, der ein ums andere Mal zeigt, dass er mit dem, was er schreibt, ganz genau weiß, was er tut!
Miss Sophie
(8. Band)
übersetzt von Wolfgang Butt
Piper gebunden
ISBN 978-3-492-05350-1
Einzige Hinweise für Kerstin Holm vom Stockholmer A-Team sind Fahrzeuge mit baltischen Kennzeichen - und die Information, dass drei verurteilte Pädophile ganz in der Nähe des Tatorts leben.
Der Fall gewinnt an Brisanz, als ein Mann mit durchtrennter Kehle aufgefunden wird. Das Mordinstrument: eine Klaviersaite.
Bald gibt es in Stockholm eine zweite Leiche mit ähnlichen Schnittwunden. Die Spuren führen ins Internet, mitten hinein in einen perfiden Kampf zwischen Gut und Böse, in dem die junge Emily ihre ganz eigene Rolle spielt.
Soviel wurde schon geschrieben zum Thema Pädophilie, dass der Leser glaubt, da könne nichts Neues mehr kommen.
Das allerdings nur bis zu dem Moment, in dem sich die legendäre A-Gruppe mit mehreren Verbrechen beschäftigen muss, die alle einen gemeinsamen Nenner zu haben scheinen: Das Internet, junge, sehr junge Menschen und das widerwärtigste aller Verbrechen, nämlich die Zerstörung von Kinderseelen durch Missbrauch.
Gleichzeitig kommt auch Paul Hjelm den alten Kollegen näher, als ihm zunächst lieb ist, indem er als Chef der Internen Ermittlungen auf Kerstins neuen Freund angesetzt wird, dem von einer Frau, die das Verschwinden ihres Mannes melden möchte, sexuelle Belästigung vorgeworfen wird.
Nein, auch die individuellen Schwächen und die Zerbrechlichkeit der einzelnen Mitglieder des Teams werden auf eine harte Probe gestellt: Viele aus der Truppe sind innerlich blockiert, können und/oder wollen sich den Grund dafür aber nicht eingestehen, der natürlich im Endeffekt mit Gefühlen, mit Liebe, Sexualität, erlittenen Verletzungen und dem Wunsch nach Kontrolle zu tun hat. Alles Faktoren, die unterm Strich auch dazu führen, dass sich einige der Polizisten extrem weit aus dem Fenster lehnen und sich (fast) zu Handlungen, in jedem Fall aber zu Gedanken hinreißen lassen, die nicht mit der herrschenden Rechtsprechung und geltenden Moral in Einklang stehen.
Schwierig, ganz schwierig die Frage nach der Zulässigkeit einiger Aktionen - vor allem im Zusammenhang mit dem Gedanken, wie man selbst wohl in einer vergleichbaren Situation gehandelt hätte ...
Ist Selbstjustiz erlaubt?
Darf man zu jedem Mittel greifen, wenn Gefahr im Verzug ist, um den Aufenthaltsort einer Person in Erfahrung zu bringen?