Jakob Maria Soedher
Galgeninsel

(1. Band Schielin)
Edition Hochfeld gebunden
ISBN 978-3981026856

Raimund Kandras, ein rüder Immobilienmakler aus Lindau, ist verschwunden.
Kommissar Conrad Schielin stellt verwundert fest, dass es nicht etwa Familienangehörige sind, die den einzelgängerischen Geschäftsmann vermissen - stattdessen meldet sich ein besorgter Bankier bei der Polizei.
Einige Tage später ändert sich nicht allein das Wetter am Bodensee. Sturm und Regen machen den frühen Sommer vergessen, und am Ostufer der Insel Lindau wird die Leiche eines Mannes angetrieben, dessen Hände auf dem Rücken gefesselt sind. Handelt es sich dabei um den verschwundenen Kandras?
Es ist nicht der einzige Tote, dessen Schicksal Schielin wird klären müssen.
Die Ermittlungen bringen ihn in Kontakt mit sonderbaren Familienverhältnissen und düsteren Ereignissen, die lange zurückliegen. Die Wendungen des eigentümlichen Falles fördern ein Gewirr von Schicksalsschlägen, Macht, Gier und kriminellen Immobilienspekulationen zutage.
Selbst die atemberaubende Kulisse von See und Bergen verschaffen Schielin keine Ruhe mehr.
So entzieht sich Conrad Schielin ab und an der Hektik der Ermittlungen, wie den Bedürfnissen seiner Familie, streift stattdessen mit seinem Esel Ronsard durch noch einsame Ecken am Bodensee, und findet so die notwendige Zeit - um nachzudenken.

Neugierig geworden? Weitere Informationen zum Buch finden sich auf der Webseite des Verlages.

Rezension:
Der erste Fall für Kommissar Schielin, den sensiblen Ermittler aus Lindau.

Nachdem eine Leiche mit zusammengebundenen Händen am Ostufer der Insel Lindau angetrieben wird, klärt sich der Vermisstenfall Raimund Kundras auf brutale Art und Weise.
Als Schielin mit seinen Ermittlungen beginnt, stößt er auf ein Umfeld aus düsteren Familienverhältnissen, wo weder Mutter noch Schwester ihr Familienmitglied als vermisst gemeldet haben. Diese Aufgabe übernahm vielmehr der Vorstand einer Privatbank, ein nicht alltägliches Prozedere.

Doch das sollen nicht die einzigen Ungereimtheiten in diesem Mordfall bleiben, der für Schielin einige Zeit und Mühen mit sich bringt.

Wer glaubt, bei dem Ermittler von Jakob Maria Soedher handele es sich um einen Abklatsch von Kluftinger wird enttäuscht sein.

Wer jedoch ein leises Buch ohne derbe Späße, dafür aber mit einer glanzvollen Sprache sucht, ist hier genau richtig!
Dem Autor gelingt mehr als nur ein Kriminalroman. Es ist eine Hommage an die wunderschöne Landschaft des Bodensees, ein Einfangen von Stimmungen und ein sensibler, wenn auch starker Kommissar.

Auf hervorragende Weise gelingt es Jakob Maria Soedher, eine neue Krimireihe zu beginnen, ohne einen Bezug zu der Krimiserie um Kommissar Bucher herzustellen.
Nur die leisen Töne, die dieses Buch so angenehm machen, die gab es auch schon früher.

Der Autor vermittelt dem Leser bereits nach wenigen Seiten das Gefühl, selbst am Bodensee zu sitzen, über das Ufer zu blicken, auf den Säntis zu schauen und den Stress des Alltags quasi abzustreifen.

Die dichte Atmosphäre, die hautnahen Ermittlungen und natürlich der eigentliche "Star" im Hintergrund schaffen einen unbedingt empfehlenswerten Krimi.
Und falls sich jemand fragen sollte, wer die Figur im Hintergrund ist, dann nur so viel:
Es handelt es sich um einen französischen Esel mit Schreiblockade, aber mehr sei nicht verraten.

Das auf hohen literarischen Niveau geschriebene Buch lässt den Leser am Ende erst einmal durchatmen und sofort den nächsten Soedher in die Hand nehmen.

Luggi