Das Buch direkt bei Amazon bestellen Lisa Graf-Riemann
Eine schöne Leich

(1. Band)
Oberbayern Krimi
Emons Broschur
ISBN 978-3-89705-710-4

Eine Journalistin wird tot in ihrer Wohnung in der Ingolstädter Altstadt aufgefunden.
Kommissar Stefan Meißner ist erschüttert: Am Tag zuvor hat er diese Frau durch ein Blumenfeld tanzen sehen - nun ist sie "eine schöne Leich".
Wer hat das neue, das zweite Leben der Roxanne Stein, nachdem sie Ehemann und Kinder verlassen hatte, so brutal beendet?
Meißner ermittelt im Theatermilieu in Ingolstadt und in der alternativen Münchner Theaterszene, im Frauenhaus und beim Donau Kurier.
Verdächtige gibt es viele, doch wer von ihnen ist der Mörder?

Rezension:
Der Kommissar ist belesen - und irgendwie einsam, nach der Trennung von seiner Freundin, sechs Monate zuvor.
Seine Wohnung ist so ungemütlich, dass er sein Essen lieber im Lokal zu sich nimmt und für den Chandler abends vor dem Schlafengehen ist er oft zu müde.
Dennoch setzt Stefan Meißner alles daran, den Mörder jener jungen Frau zu finden, die ihn mit ihrem Tanz im Blumenfeld so angerührt hat.

Der Leser spürt die zwiespältigen Gefühle des Ermittlers:
Einerseits ist dieser Mordfall in einer Stadt wie Ingolstadt, die nicht wirklich als Zentrum der ganz großen Kriminalität von sich reden macht, für jeden Polizisten eine richtig große Sache und darum per se faszinierend.
Andererseits muss nun das Unterste zuoberst gekehrt werden und so tief in die Intimsphäre der Toten eingedrungen werden, wie es oft die besten Freunde nicht tun.
Alles kein Problem, wenn es keine persönliche Verbindung zum Opfer gibt. Die liegt auch diesmal im eigentlichen Sinn des Wortes nicht vor - aber uneigentlich eben doch. Begründet in einem einzigen Moment - flüchtig und einzigartig zugleich.

Während die Suche nach dem Mörder ihren Gang geht, taucht der Leser ein in eine Vielzahl unterschiedlicher Welten:
Den Alltag im Ingolstädter Polizeipräsidium, aus dem die Kommissare immer zur Rechtsmedizin nach München fahren müssen, die Welt der Polizei-Dolmetscher (in der sich die Autorin aufgrund ihrer persönlichen Erfahrungen besonders gut auskennt und von der man sich gerne noch ein bisschen mehr hätte erzählen lassen), das Milieu der kleinen und kleinsten Theater.

Manche Figuren sind schillernd - etwa der Polizist, der eher einem Paradiesvogel gleicht und es förmlich genießt, im Dienst falsch herum in Einbahnstraßen hineinfahren zu dürfen.
Andere vielschichtig - wie die junge Kollegin, eine frühere Hopfenkönigin, oder die Theaterallrounderin, Rivalin in der Zuneigung zum Ex-Liebhaber der toten Frau, ebenso wie die engagierte Sozialarbeiterin, die sich für die geschundenen Geschöpfe in den Frauenhäusern einsetzt ...
Und solche, die man einfach nur vergessen möchte - weil sie brutal sind, borniert, blöde ... oder alles auf einmal.

Am Ende steht ein gelöster Fall und dennoch eine große Traurigkeit über so viel verkorkste Leben, so viele Opfer.
Alles in allem ein spannender Roman, zwischendurch immer wieder tiefsinnig, lange unvorhersehbar und mit Wendungen, die neu und ungewohnt sind.

Miss Sophie