Das Buch direkt bei Amazon bestellen Elke Schwab
Das Skelett vom Bliesgau

Conte TB
ISBN 9783941657144

Von wegen Gras drüber gewachsen.
Als Anke Deister in der Nähe von Ormesheim im Bliesgau von ihrem Pferd Rondo abgeworfen wird, landet die Kommissarin prompt auf einem Skelett, das nur oberflächlich im harten Waldboden verscharrt war. Die Knochen stammen nicht etwa aus der Keltenzeit, sondern aus den letzten zehn Jahren. War da was?
Kullmanns Erinnerung gräbt einen nicht abgeschlossenen Fall ohne Leiche aus.
Zwischen Saarlouis und dem Bliesgau, zwischen Saarbrücken und Zweibrücken entspannt sich ein spannendes Rätsel um Identitäten und Verwandtschaften.

Rezension:
Die im Zentrum der Handlung stehende Kriminalkommissarin ist alleinerziehende Mutter einer knapp vierjährigen Tochter und Reiterin. Beides wird dem Leser mit passenden Szenen, die allerdings nicht notwendigerweise etwas mit der restlichen Handlung zu tun haben, immer wieder ins Gedächtnis gerufen.

Wobei die Pferdebegeisterung der Protagonistin letztendlich doch eine gewisse Relevanz besitzt, ereignet sich der Knochenfund, der den Auftakt der Ermittlungen bildet, doch im Zusammenhang mit einem Sturz vom neu erworbenen Vierbeiner Rondo.
Die Schilderung, wie sich die Reiterin nach kurzer Bewusstlosigkeit inmitten bleicher Gebeine wiederfindet und zunächst komplett falsche Schlussfolgerungen zieht, gehört dabei mit zum Besten, was der Roman zu bieten hat. Sie ist spannend, gleichzeitig witzig, gut durchdacht und strukturiert - was der Leser später leider immer wieder vermisst.

Da brausen zahlreiche Figuren wie im Galopp durch die kurzen Kapitel mit ihren ständig wechselnden Perspektiven und Zeitebenen, die detailreich eingeführt werden - nur um dann nie wieder aufzutauchen. Das ist schade, denn die Ansätze für einen originellen Krimi mit Charakteren, wie man sie eben nicht schon hundert- und tausendmal gesehen, gehört oder gelesen hat, sind ja da:

Etwa gibt es den lüsternen forensischen Anthropologen, der Kommissarin Anke Deister unverhohlen nachstellt - ein Typ, den die Leserin auf Anhieb verabscheut und dem sie jede Schandtat zutraut.
Wie viel Potential steckt in einer solchen Figur - und wie enttäuschend, wenn sie nach einem vielversprechenden Anfang sang- und klanglos in der Versenkung verschwindet!
Allerdings nicht, ohne an völlig unpassender Stelle den Namen des für Ermittler und Leser zu diesem Zeitpunkt noch unbekannten Toten genannt zu haben (was man zunächst für einen bewussten Schachzug der Autorin hält, um eine Verstrickung des Doktors in den Fall anzuzeigen, bevor klar wird, dass hier lediglich das Lektorat unaufmerksam war).

Ausgefallen auch die Idee, zwei Kriminalschriftsteller zu erbitterten Rivalen werden zu lassen.
Doch warum muss das eine Werk über einen Mörder mit Frauenhass "Die Emanzipation des Mannes" heißen und das andere, in dem es um eine Frau geht, die sich an allen Männern rächen will, den Titel "Frauen an die Macht" tragen?
Diese unfreiwillige Komik ist überflüssig und lenkt von der durchaus tragfähigen und spannenden Grundidee ab, dass zwei durchaus das Gleiche schreiben können, es für die Resonanz bei Kritik und Leserschaft aber einen gewaltigen Unterschied macht, ob der Autor Mann oder Frau ist.

Ansonsten werden sich Leser aus der Region über die ordentliche Portion Lokalkolorit freuen und auch der Plot ist durchaus originell:
Es gibt einen Leichenfund, ein Ermittlerteam, das mit vollem Körpereinsatz Indizien sammelt und versucht, Verdächtige zum Reden zu bringen, das Auftauchen einer weiteren Leiche schafft Verwirrung, bevor alle Puzzleteile ineinander greifen und ein atemberaubender Showdown noch einmal für einen Adrenalinschub bei den Beteiligten sorgt.

Schade nur, dass die Ausführung der Idee nur holprig gelang.
Man möchte der Autorin für kommende Romane ein Lektorat wünschen, das auf mehr Stringenz achtet und darauf, dass der Leser sich mit den Protagonisten besser identifizieren kann.

Miss Sophie