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Weißbier im Blut

Ein Krimi aus dem bayerischen Unterholz
LangenMüller gebunden
ISBN: 978-3-7844-3301-1

»Was ist das für ein Fall, an dem Sie im Moment arbeiten?«
»Der Anfang einer Mordserie. Ich hab einen Bauern verhaftet, aber ich glaub nicht, dass er schuld ist.«
»Haben Sie das öfter erlebt, dass Sie jemand verhaftet haben und dabei das Gefühl hatten, dass er nicht wirklich schuld ist?«
»In letzter Zeit hab ich kaum noch jemand verhaftet.«
»Haben Sie generelle Zweifel am Schuldprinzip?«
»Sie etwa nicht?«
Sie legte ihren Stift beiseite und lehnte sich zurück. Ein maliziöses Lächeln ließ ihre schönen blauen Augen funkeln.
»Sie sind für einen Polizisten außergewöhnlich intelligent, Herr Kreuzeder. Wenn Sie jetzt frühpensioniert werden, hören Sie wahrscheinlich sofort auf zu saufen, erholen sich umfassend und widmen sich sinnvollen Dingen wie der Gartenarbeit. Das können wir nicht dulden.«

Eine männliche Leiche liegt unter dem Mähdrescher.
Auf dem hoffnungslos verschuldeten Bauernhof der Familie Holzner nimmt Kommissar Kreuzeder vom Morddezernat Passau die Ermittlungen nur äußerst widerwillig auf.
Lieber hätte er in Ruhe seinen Schweinsbraten und sein Weißbier genossen. Doch sein Vorgesetzter drangsaliert ihn mit der Androhung von Disziplinarmaßnahmen und stellt ihm sogar eine Psychologin an die Seite, die seine Dienstfähigkeit überprüfen soll.
Der sichtlich verwahrloste Kreuzeder hat schon viele Tote gesehen und deshalb die Ruhe weg. Erst als der Wirt seines Stammlokals Opfer eines Verbrechens wird, wird er aktiv und steigert souverän die Aufklärungsquote im bayerischen Grenzland.

Rezension:
„Ein Kriminalroman aus dem Bayerischen Unterholz“, so der Untertitel dieses, alleine schon deshalb interessanten Buches. Denn wo ist denn dieser Ort? Die beliebteste Suchmaschine hilft auch da natürlich weiter: „Bayern: Plage aus dem Unterholz: Zecken auf dem Vormarsch!“. Aha! Bringt doch nicht die Lösung.

Dann also doch den Klappentext lesen. Der Ermittler kommt vom Morddezernat Passau. Problem gelöst! Das Bayerische Unterholz ist offensichtlich die Gegend um die Dreiflüssestadt. Wieder was dazugelernt.

Doch nun zum Inhalt. Ein Mähdrescher als Mordinstrument und ein Mordermittler, der alle Klischees des abgestürzten, saufenden und depressiven Bullen erfüllt.

Zur Zeit ist es im Fernsehen ja unabdingbar, dass die Protagonisten eines Krimis mindestens ein bis zwei schwere Probleme mit sich herumtragen, körperlich gehandicapt oder zumindest viermal geschieden sind und im Dienst Probleme mit Vorgesetzten, Kollegen und allen anderen, denen sie zufällig im Gang begegnen, haben, dieses Verhalten aber aufgrund ihrer herausragenden Kompetenz geduldet wird.

So oder so ähnlich beschreibt Jörg Graser auch seinen Kommissar Kreuzeder. Eigentlich der beste Ermittler, den man sich nur vorstellen kann, aber der Zahn der Zeit nagt halt auch an Legenden. Jetzt säuft er sich durch den Tag und Fälle klärt er nicht mehr.

Doch da muss er zu einem Bauernhof eilen, auf dem eine Leiche vom hofeigenen Mähdrescher überrollt wurde. Kein schöner Anblick, doch der unter erheblichen Alkoholeinfluss stehende Ermittler hat seine Empfindungen im Griff. Ihm zur Seite gestellt ist die Polizeipsychologin, die als letzte Chance Kreuzeder wieder auf den Weg des Guten zurückführen soll. Ihr geht es beim Anblick der Leiche nicht so gut.

Nach einem zweiten Mordversuch ist es dem erfahrenen Kriminaler klar, dass sein übereifriger Kollege den falschen Tatverdächtigen verhaftet hat. Doch so recht glaubt es ihm niemand und als der Wirt seines Stammlokals auch noch das Opfer eines Verbrechens wird, erwachen die lange schlummernden Instinkte wieder zum Leben und Kreuzeder wird wieder der Polizist, der er einmal war. Ein wenig dazu trägt auch die ehemalige Bedienung seiner Stammwirtschaft bei.

Ein schnell zu lesendes, oftmals aber auch hintersinniges Buch, das in seiner natürlichen Sprache Freude bereitet. Der Jörg Graser ist eigentlich als Drehbuchautor, z.B. für Der Bulle von Tölz, bekannt, sein erster Krimi hat aber Format. Es ist nicht die Spannung die das Buch auszeichnet, vielmehr die Qualität der Figuren lässt auf eine Fortsetzung aus dem Bayerischen Unterholz hoffen.

Luggi

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