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Friedensengel

(2. Band Alvermann)
Blanvalet TB
ISBN: 978-3-442-37846-3

Eine Bande von Schutzgelderpressern treibt in Karlsbach ihr Unwesen. Kriminalkommissar Alvermann und seine Kollegen scheinen zunächst machtlos, die Opfer schweigen aus Angst.
Doch dann wendet sich das Blatt. Einer der Drahtzieher wird erstochen aufgefunden - und völlig unvermutet stoßen die Beamten auf eine Spur, die in die Chefetage des ortsansässigen Rüstungsunternehmens Brenner & Söhne führt. Im Laufe der Ermittlungen erhärtet sich der Verdacht, dass der Konzern illegal Waffen nach Kolumbien exportiert hat.
Zur gleichen Zeit trägt der Karlsbacher Journalist David van Treek in Kolumbien Material gegen General Rojas Giraldo zusammen. Er katalogisiert Hinweise zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die er dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag zur Verfügung stellen will.
Nicht nur der General, auch die Rüstungsfirma Brenner & Söhne haben allen Grund, den Journalisten von seiner Mission abzubringen. David ist kaum wieder auf deutschem Boden gelandet, als eine gnadenlose Hetzjagd auf ihn beginnt.
Alvermann begibt sich auf hochpolitisches Terrain und sucht einen Mörder ohne Gewissen ...

Rezension:
Ein kolumbianischer Arbeiter, dessen Sohn verschwindet.
Ein deutscher Wirtschaftsjournalist, der hinter den Kulissen eines weltweit führenden Herstellers für Handfeuerwaffen mit Sitz in Karlsbach recherchiert.
Eine türkische Familie, deren Haus niederbrennt.
Ihre Schicksale verbinden sich auf dramatische Weise in diesem fesselnden Krimi – Kommissar Erik Alvermanns zweitem in Buchform erhältlichen Fall.

Die fiktive Stadt Karlsbach wirkt nur auf den ersten Blick beschaulich. Auf den zweiten bietet sie Verbrechern aus unterschiedlichen Ländern eine Heimat (wie auch im ersten Alvermann-Krimi von Marion Feldhausen, „Himmelskinder“, nachzulesen ist).
Statt sich von seinen Schussverletzungen zu kurieren, ermittelt Alvermann schnell wieder: Wer hat das Haus der Familie Celik angezündet? Wer setzt Frau Celik so unter Druck, dass sie ihre Zeugenaussage zurücknimmt?
Ein Fall, der weite Kreise zieht – bis nach Kolumbien.

Eine große Stärke von „Friedensengel“ ist die kunstvolle Weise, auf die die Autorin unterschiedliche Biographien und Erzählstränge miteinander verwebt.
Ein weiterer Pluspunkt:
Feldhausen liefert klare Bilder, unprätentiöse Beschreibungen der Lebenswelten und Dialoge, die schnell offenbaren, wie die Akteure ticken.
Alvermann etwa, der melancholische, eher leise auftretende Kommissar mit dem besonderen Humor. Statt Frau und Kindern hat er eine Wahl-Familie, zusammengestellt aus Kollegen und Nachbarinnen aus drei Generationen. Glück in der Liebe war Alvermann bisher nicht beschieden – ob Nadja Venske, neu bei der Staatsanwaltschaft, das ändern kann?

Brandstiftung und Schutzgelderpressung in Karlsbach sind die ersten Verbrechen, denen der Kommissar sich nach seiner Verletzung widmet.
Dann zeichnet sich die Verbindung nach Kolumbien ab, wo Journalist David – Lebensgefährte der besten Freundin von Alvermanns Nachbarin – den Machenschaften eines Generals nachspürt.
Ist also David der Friedensengel, der dem Buch seinen Namen gab? Kann er den Verfolgten, Unterdrückten und Chancenlosen Kolumbiens helfen?
Oder bezieht sich der Titel eher auf Alvermann?
Hat irgendein Friedensengel gegen die verbrecherischen Seilschaften zwischen beiden Staaten überhaupt eine Chance?

Antworten gibt es im Buch – dazu viel Stoff zum Nachdenken.
Natürlich auch Tote, Verbrecher aller Couleur, Verfolgungsjagden und falsche Fährten.
Sympathische Helden, die leidenschaftlich leben und für das, was ihnen wichtig ist, kämpfen.
Nicht zu vergessen eine Portion Liebe.
Und da Feldhausen zum Thema „Leben und Politik in Kolumbien“ ausführlich recherchiert hat, steckt mehr als ein Fünkchen Wahrheit in den Kolumbien-Szenen.

Blutrünstige Szenen braucht „Friedensengel“ nicht, um unter die Haut zu gehen.
Der anspruchsvolle Leser schätzt es, hier der Lösung gleich mehrerer Rätsel entgegenfiebern zu dürfen.
Auch ohne „Himmelskinder“ zu kennen, findet der Krimifreund rasch Zugang zu „Friedensengel“.
Fazit: Lesegenuss auf hohem Niveau für alle, die sich für Kolumbien, Themen wie Schutzgelderpressung und Waffenhandel interessieren – oder einfach nur: für gut erzählte Romane.

Petra Plaum