Das Buch direkt bei Amazon bestellen Marc Ritter
Herrgottschrofen

(2. Band Ex-Polizeireporter Karl-Heinz "Gonzo" Hartinger)
Piper TB
ISBN: 978-3-492-30109-1

»Kreizkruzifix, Depp, schau, dass d’weiterkommst!«, schallt es dem Hartinger entgegen, als er beim Joggen in der Nähe des Felsens Herrgottschrofen unvermutet auf eine Baustelle stößt.
Hier soll ein Tunnel gebaut werden, erklärt ihm der Baggerführer.
Nur dumm, dass der findige Journalist gleich einen Knochen im Baggerloch entdeckt, der ziemlich menschlich wirkt.
Schon bald steht fest: Das Boandl gehört zum Skelett einer Frau, die offenbar keines natürlichen Todes starb …

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Rezension:
Er kann das Laufen nicht lassen … und es kommt, wie es kommen muss: Karl-Heinz „Gonzo“ Hartinger steckt wieder mitten in einem neuen Kriminalfall.
Schon seit neun Monaten ist der frühere Polizeireporter wieder in seinem Geburtsort Garmisch-Partenkirchen und mittlerweile jeden zweiten Tag fleißig bemüht, sich körperlich zu ertüchtigen. Doch als er diesmal an einer frisch ausgehobenen Grube einen alten Schulfreund trifft, wird dem Fast-Zweimetermann nicht vom Laufen warm, sondern von der Erkenntnis, dass sich im Erdaushub menschliche Überreste befinden.

Klar, dass der Mann, der aktuell seine wenigen Brötchen mit Fotos fürs örtliche „Tagblatt“ verdient, da Blut leckt und den Dingen auf den Grund gehen will. Das allerdings sehen zahlreiche Menschen am Ort höchst ungern.
Denn Bürgermeister Hans Wilhelm Meier fürchtet, dass dieser Knochenfund ein Problem für den angekündigten Besuch des Ministerpräsidenten anlässlich der Voruntersuchungen zum Tunnelbau darstellen könnte.
Der Bagger-Toni, jener Herr Brechtl, der mit seinem Bau-, Fuhr- und Entsorgungsunternehmen Millionen gemacht hat, will, dass die Arbeiten zügig fortgesetzt werden können.
Und Polizeichef Bernbacher hat Gonzo sowieso auf dem Kieker – außerdem fürchtet er den Aufwand der Ermittlungsarbeiten.
Daher sind alle zufrieden, als es heißt, das Skelett stamme von einem toten Soldaten aus dem 2. Weltkrieg.

Wie gut, dass just zu diesem Zeitpunkt Dr. Dotti Allgäuer auf der Bildfläche auftaucht. Diese arbeitet am Münchner Institut für Rechtsmedizin, schreibt ein Buch und will dafür einen Polizeireporter interviewen. Dazu ist Hartinger gern bereit – im Gegenzug wirft die elegante und heißblütige Ärztin einen genaueren Blick auf die Knochen und widerlegt die Aussage. Die Leiche war eindeutig eine Frau.

Sie soll nicht die einzige Tote im Verlauf der Geschichte bleiben, denn bald findet Svetlana, Betreiberin der Eisstockhütte, ein unerfreuliches Ende durch einen Sturz vom Herrgottschrofen, jenem Felsklotz mit senkrechter Wand, der auch gern zum Klettern benutzt wird.
Besonders bedauerlich: Hartinger war hautnah dabei und das reitet ihn so richtig in die Misere. Trotz eines, wie es scheint, wasserdichten Alibis konzentrieren sich die Ermittlungen plötzlich auf ihn und er landet sogar im Gefängnis.
Allerdings hat sogar dieser dreiwöchige Aufenthalt sein Gutes, denn genau dort gewinnt er Erkenntnisse, die viele Dinge in einem ganz anderen Licht erscheinen und die Verbindung zwischen den Verbrechen erkennen lassen, bevor es zu einem atemberaubenden Showdown mit Hartinger als mehrfachem Lebensretter kommt, bei dem auch der obligatorische Autocrash nicht fehlen darf.

Wie schon im Vorgängerband wird hier gemauschelt, was das Zeug hält.
Der Bürgermeister und seine Teilzeit-Kumpane aus der Wirtschaft stehen sich immer wieder als Erzrivalen gegenüber. Hat Tourismus-Mann Veit Gruber ein wichtiges Treffen, so sabotiert es der Mann aus dem Rathaus mit Genuß, während er den früheren Spezl Bauunternehmer ob dessen guter Beziehungen zur Staatskanzlei alles andere als subtil ganz direkt erpresst. Dasselbe passiert mit dem Chefredakteur des „Tagblatts“, so dass Gonzo ganz schnell seinen Job los ist und seine Miete nicht mehr bezahlen kann – was wiederum dazu führt, dass er von der „Kindsmutter“ seines unehelichen Sohnes, mit der ihn jetzt eine lose Freundschaft verbindet, auf unbestimmte Zeit Asyl im Mitterer-Hof bekommt.
So kommt es, dass Kathi und ihr Onkel, der pensionierte Lehrer und Heimatforscher, wieder intensiv in Hartingers Recherchen eingebunden werden. Dabei stoßen sie auf die Geschichte des Eislaufpalasts mit Nachtclub „Casa Carioca“, der 1970 abbrannte.

Am Ende der turbulenten Geschichte haben die Leser wieder einiges über das historische Garmisch-Partenkirchen erfahren, sich mit ominösen Bruderschaften und den Winkelzügen (fiktiver) Politiker beschäftigt.
Auch der Humor kommt nicht zu kurz – legendär die Szene, in der die Rechtsmedizinerin Gonzo beim ersten Treffen ein einem Restaurant zum Schreien bringt …
Schillernde Figuren, ein ungewöhnlicher Plot und das Gefühl, da geht noch eine ganze Menge …

Miss Sophie