Das Buch direkt bei Amazon bestellen Katja Brandis
Vulkanjäger

Beltz gebunden
ISBN 978-3-407-81159-2
(Ab 13 Jahre)

Eine Reise zu den Vulkanen der Welt!
Als Jan von seinem Vater, dem berühmten Dokumentarfilmer und Vulkanologen, eingeladen wird, freut er sich auf Abenteuer und Exotik.
Mit der Besessenheit seines Vaters hat er nicht gerechnet. Auf der Jagd nach spektakulären Ausbrüchen begibt der sich regelmäßig in Lebensgefahr.
Erst ein Abstecher nach Neapel zum schlafenden Vesuv verspricht ruhige Tage – und Jan begegnet der wunderbaren Giulia, die ihn in ihren Bann zieht.
Dass der Vesuv einer der gefährlichsten Vulkane der Welt ist, wird Jan erst klar, als Beben die Stadt erschüttern. Steht eine Katastrophe bevor?
Jan würde am liebsten abhauen, doch wie könnte er Giulia zurücklassen? Und seinen Vater, der um jeden Preis bleiben will?
Plötzlich steht Jan vor der gefährlichsten Entscheidung seines Lebens …

Rezension:
Wir schreiben Mai 2020 - doch eigentlich scheint diese (gar nicht mal so ferne) Zukunft nicht wirklich unendlich weit weg zu sein.

Manche würden Jan ja beneiden:
Die Eltern sind seit gut acht Jahren getrennt, seine Mutter arbeitet viel, kommt daher oft spät nach Hause, weswegen der Sechzehnjährige in der Regel machen kann, was er will. In Haushaltsdingen kennt er sich aus, versorgt sich selbst, denn auch der Vater, den er praktisch kaum kennt, lebt nicht in München.
Auch wenn das nicht wirklich einen Unterschied gemacht hätte - trotzdem sich die beiden in Haar- und Augenfarbe gleichen, haben sie sonst wenig gemeinsam.
Denn der studierte Geologe und Filmemacher ist in seiner Eigenschaft als Spezialist für Vulkan-Dokus praktisch ständig unterwegs.

Doch dann spricht André eine Einladung für eine gemeinsame Tour aus und erwartungsvoll begeben sich die beiden auf die Reise.
(Für alle Jugendbuchfreunde und -kenner übrigens an dieser Stelle eine sehr hübsche Anekdote: Im Bordprogramm des Flugzeuges wird die Verfilmung von "Erebos" gezeigt. Nur gibt es die leider leider noch gar nicht ... ;-) (aber das ist ja der Vorteil von Romanen, die in der Zukunft spielen ;-)).

Leider birgt die von Jan erwartungsvoll begonnene Reise dann gleich von Anfang an diverse Enttäuschungen:
Erst verliebt sich der Jugendliche in Italien, muss aber dann weiter nach Hawaii. Einmal dort, hat der Vater wesentlich weniger Zeit für seinen Sohn, als erhofft. Zudem scheint es Dinge zu geben, über die er den Filius ganz bewußt nicht informiert. Auch der Rest der Crew ist zwar freundlich aber eher distanziert.
Das ganz große Problem jedoch: Wie ein Getriebener riskiert André immer mehr und mehr, bringt sich immer wieder in Gefahr, was nicht nur Jan verstört.
Dennoch gelingt nach und nach eine Annäherung von Vater und Sohn - sie tauschen Kindheitserinnerungen aus, gehen vorsichtig aufeinander zu, tasten sich langsam aneinander heran.
Doch dann machen einerseits die Natur, andererseits übel wollende Menschen den beiden, und nicht nur ihnen, einen gewaltigen Strich durch die Rechnung und sie geraten in Lebensgefahr...

Autorin Brandis, der man bei all ihren Büchern (und dieses bildet keine Ausnahme) anmerkt, dass sie sich vor Ort ein Bild über die Gegebenheiten gemacht hat und auch durch Gespräche mit Experten genau weiß, worüber sie schreibt, ist es hervorragend gelungen, die Atmosphäre an den unterschiedlichen Schauplätzen und in den verschiedenen Situationen plastisch und lebendig werden zu lassen.
So sieht sich Jan unter anderem einer Reaktion ausgesetzt, die deutschen Auslandsreisenden durchaus geläufig ist: Denn da wird Deutschland sehr häufig noch mit Hitler assoziiert.

Gelungen auch, wie Brandis die unterschiedlichen Verhaltensweisen ihrer Figuren greifbar macht:

Da ist der Jugendliche, der mit Lebens- und Arbeitsbedingungen konfrontiert wird, die so ganz anders sind, als das, was er gewohnt ist. Erschwerend kommt hinzu, dass er die Situation nur dokumentieren, nichts ändern kann.
Wen wundert es da, dass er da manchmal erst handelt, dann denkt - wenn er etwa aus Mitleid Ausrüstungsgegenstände verschenkt, was den Vater zornig macht und tatsächlich unter vielerlei Gesichtspunkten auch gar nicht so schlau ist.

Und da sind Erwachsene, die sich alles andere als erwachsen verhalten, wenn sie sich und andere wenig verantwortungsvoll leichtsinnig in Gefahr bringen.
Selbstüberschätzung, Unüberlegtheit auf beiden Seiten - und vor allem bei André dieses immer in Eile sein, immer getrieben, lebendig nur im Moment der Gefahr ...

Auch Korruption und vorauseilender Behördengehorsam, sowie starke Mentalitätsunterschiede sind Themen, die die Autorin ihren jungen Leserinnen und Lesern bewußt nicht erspart.

Was die Handlung anbetrifft, wird es erst spannend, dann spannender und - wenn du es am wenigsten erwartest - am spannendsten!

Ein rundherum faszinierendes Buch, das außerdem ganz viel Lust macht auf die anderen Romane von Katja Brandis, egal, ob sie wie "Ruf der Tiefe" im Meer oder wie "Schatten des Dschungels" eben dort spielen.
Vor allem aber macht es extrem neugierig auf den Roman mit dem Arbeitstitel "White Zone", der - wie Brandis im Interview mit krimi-forum.de verrät - in der Antarktis spielen wird, wohin die aktuelle Recherchereise die Autorin unlängst führte.

Miss Sophie