Das Buch direkt bei Amazon bestellen Ursula Poznanski
Elanus

Loewe Klappenbroschur
ISBN 978-3-7855-8231-2
(ab 14 Jahren)

Es ist klein. Es ist leise. Es sieht alles.

Jona ist siebzehn und seinen Altersgenossen ein ganzes Stück voraus, was Intelligenz und Auffassungsgabe betrifft. Allerdings ist er auch sehr talentiert darin, sich bei anderen unbeliebt zu machen und anzuecken.
Auf die hervorgerufene Ablehnung reagiert Jonas auf ganz eigene Weise: Er lässt sein privates Forschungsobjekt auf seine Neider los: eine Drohne. Klein, leise, mit einer hervorragenden Kamera ausgestattet und imstande, jede Person aufzuspüren, über deren Handynummer Jona verfügt. Mit dem, was er auf diese Weise zu sehen bekommt, kann er sich zur Wehr setzen gegen Spott und Häme.
Doch dann erfährt er etwas, das besser unentdeckt geblieben wäre, und plötzlich schwebt er in tödlicher Gefahr.

Rezension:
Dieser junge Mann ist nicht das, was man spontan als Sympathieträger bezeichnen würde. Jona, der Ausnahmestipendiat (in jeder Hinsicht), der vier Wochen nach Semesterbeginn bei einer Gastfamilie eincheckt, um in einem „geschützten Umfeld“ sein Studium an der Victor-Franz-Hess-Privatuniversität einer Kleinstadt zu beginnen.
Die Intelligenz des 17-jährigen ist nachweislich im hohen und höchsten Bereich – sein Sozialverhalten ist es nicht. Deswegen macht sich der hochgewachsene Jugendliche, der zu seinem eignen Leidwesen noch jünger aussieht als er ist, mit seinen unqualifizierten Bemerkungen nicht nur bei den Gasteltern und seiner 22-jährigen Gastschwester unbeliebt, sondern setzt sich bei seiner allerersten Vorlesung auch gleich gründlich in die Nesseln.
Weil ihm die Einsteigervorlesungen zu langweilig sind, besucht Jona eine Veranstaltung für das fünfte Semester und reißt diese gleich einmal an sich, indem er sich das Skript des Dozenten schnappt und die darin enthaltene Aufgabe in höchster Geschwindigkeit am Whiteboard löst. Das führt zur ersten Auseinandersetzung mit einem der Kommilitonen.
Überhaupt geht Jonas Start an der Eliteeinrichtung mit den happigen Gebühren und dem internationalen Publikum keineswegs reibungslos vonstatten – denn beispielsweise hat der Rektor, dessen Bemühungen überhaupt erst zur Einschreibung des Hochbegabten geführt haben, noch keine Minute Zeit gefunden, ihn persönlich zu begrüßen und ihm einen individuellen Plan zusammenzustellen, der Jonas Begabungen gerecht wird.
Zum Glück folgt dann die Begegnung mit einer ausgesprochen attraktiven Mitstudentin – wobei Jona nicht ahnt, dass sein Interesse für Linda lebensgefährliche Folgen haben wird.

Denn neben seiner blitzschnellen, allumfassenden Auffassungsgabe hat Jona ein höchst illegales Hobby: Er spioniert seine Mitmenschen per Drohne aus. Das von ihm selbst konstruierte Gerät lokalisiert jedes Handy, auf dem Jona per SMS eine Spyware installiert hat und fertigt sodann Bild- und Tonaufnahmen vom Ort an, wo sich der Besitzer aufhält, sowie von sämtlichen Handlungen und Gesprächen. Auf diesem Weg enthüllt sich dem Neustudenten, dass die schöne Kommilitonin offenbar einen anderen bevorzugt. Um ihr einen Streich zu spielen, schreibt er einen kryptischen Satz auf einen Zettel, den er ihr und ein paar anderen zwischen die Bücher schmuggelt.
Erst ist Linda völlig verstört, dann ist einer der Professoren tot und schließlich sieht und hört Jona noch allerlei, was er sich nicht erklären kann, aber absolut keinen vertrauenerweckenden Eindruck macht.

Das Verhältnis zur Gastfamilie bleibt gespannt – glücklicherweise gibt es aber auch in Gestalt des unbekümmerten Nachbarjungen Pascal, der zwar fast gleichaltrig ist, aber noch zur Schule geht, einen Fast-Freund.
Eine ganz neue Erfahrung für Jona – ebenso wie sein plötzlich aufgeflammtes Interesse an Kommilitonin Marlene. Für das gängige Schönheitsideal ist diese ein wenig zu rundlich, was sie aber allemal durch ihre souveräne Art wett macht. Die allerdings kommt nicht von ungefähr: Sie hat sie sich mit Aufgaben antrainiert, die sie sich selbst stellt, wie: „Bissige Bemerkungen verkneifen. Nett sein zu jemandem, den man nicht mag. Unbequeme Dinge tun.“ Seine vorsichtige Annäherung wird allerdings durch die Tatsache verkompliziert, dass Jona ihr einiges verschwiegen hat. Kurzum: Es ist kompliziert.

Dann geschehen Dinge, die das Superhirn noch mehr beunruhigen: Er wird offenbar beobachtet, dann in der Schule eingesperrt, seine Sachen werden durchwühlt und mit Hilfe seiner Drohne hört er Satzfetzen, die ihn in höchste Alarmbereitschaft versetzen und ihm deutlich machen, dass ihm von allen Seiten Gefahr droht. Doch erst gegen Ende begreift er das tatsächliche Ausmaß der ungeheuerlichen Geschichte...

Ein Pageturner erster Güte, der wieder einmal zeigt, dass Unterhaltung auf hohem Niveau an kein Lesealter gebunden ist. Zwar ist der Protagonist ein Jugendlicher, doch seine Handlungsweise und vor allem seine Wandlung faszinieren auch ältere Semester. Die mögen über den „Trakt der Superreichen“ schmunzeln und an ihr eigenes karges Kämmerlein im Studentenwohnheim zurückdenken, während sie mit leisem Neid auf die technischen Möglichkeiten blicken, die den fiktiven Hochschülern zur Verfügung stehen.
Wie immer kommt auch die Action nicht zu kurz, mit Verfolgungsjagden, Ablenkungsmanövern und einem spektakulären Showdown.
Uneingeschränkt zu empfehlen – nicht nur den zahlreichen Fans.

Miss Sophie