Das Buch direkt bei Amazon bestellen Anne Holt Berit Reiss-Andersen Gabriele Haefs
Im Zeichen des Löwen

Original: Lovens gap
Deutsch von Gabriele Haefs
Piper gebunden
ISBN 3-492-04148-5

Birgitte Volter war am Ziel. Das Vertrauen in ihre innere Kraft hatte sie nie verlassen, und so war die kürzliche Berufung zur norwegischen Ministerpräsidentin beinah eine unausweichliche Folge ihrer Bemühungen. Doch nun liegt Birgitte Volter erschossen in ihrem Büro. Und niemand kann sich ihren Tod erklären. Es fehlt ein Motiv, und auch die Indizien sprechen eine höchst unklare Sprache.
Hauptkommissarin Hanne Wilhelmsen steht vor einem Rätsel, zumal auch die Tatwaffe spurlos verschwunden ist.
Einen der wenigen Anhaltspunkte bietet Benjamin Grinde, der letzte, der die Ministerpräsidentin lebend gesehen haben soll. Grinde ist Richter am Obersten Gericht und, wie sich herausstellt, ein Freund Birgitte Volters aus Kindertagen.
Bevor Grinde aber wertvolle Hinweise liefern kann, nimmt er sich das Leben. In welcher Beziehung stand er zu seiner Vorgesetzten? Und hat es möglicherweise etwas gegeben, das die beiden bis in den Tod miteinander verbunden hat?

Rezension:
Ein Mord im Zentrum der Politik: hier geht es um mehr, als um die Klärung eines Kriminalfalls. Was bedeutet es für eine amtierende Regierung und die führende Partei, wenn die Ministerpräsidentin erschossen aufgefunden wird?
Kenntnisreich und anschaulich schildern Anne Holt und Berit Reiss-Andersen die Kämpfe, die Panik, die Irrungen und Wirrungen hinter den Kulissen des politischen Tagesgeschäfts.
Parallel dazu laufen die kriminalistischen Recherchen. Aber erst Hauptkommissarin Wilhelmsen gelingt es, das Knäuel aus politischen und privaten Strängen zu ordnen und den einen Faden herauszuziehen, der die Tat erklärt.
Spannend ist er allemal, der Roman der Ex-Justizministerin Holt - doch leider stellenweise auch recht zäh, so daß das Weiterlesen zu einer Herausforderung ans Durchhaltevermögen des Lesers wird. Was auch daran liegen mag, daß die Figuren zwar plastisch beschrieben sind, aber nicht wirklich berühren.
Insgesamt: Ein Buch für lange Zugfahrten, aber nichts für schlaflose Nächte.

Pille

***

Bei jedem normalen Mord stellt sich den Beamten der ermittelnden Behörden zunächst immer die Frage nach dem Motiv des Mörders.
Beim Mord an Brigitte Volter, der norwegischen Ministerpräsidentin ist dies anders. Die wichtigste Frage ist: Wer wurde ermordet? Die Ministerpräsidentin oder die Privatperson Brigitte Volter?
Den letzten Kontakt mit Brigitte Volter hatte ein alter Bekannter aus Kindertagen, Benjamin Grinde. Der wird auch dummerweise gleich verhaftet, aber nach kurzer Zeit wieder freigelassen. Denn Benjamin Grinde ist Richter am obersten Gericht und kommt eigentlich als Tatverdächtiger gar nicht in Frage.
Die Frage ist nur, warum er sich kurz nach dem Mord das Leben nimmt? Hat er vielleicht doch etwas mit dem Mord zu tun?
Und was ist mit dem Wächter der an diesem Abend Dienst hatte?
Und woher hat Liten Ledvik, die übergewichtige Journalistin, diese ganzen Einzelheiten, von denen nicht einmal die norwegische Regierung Kenntnis hat?
Fragen, die Billy T, einen der zweihundert ermittelnden Beamten, an den Rand des Wahnsinns treiben. Zumal seine beste Freundin, die Kriminalkommissarin Hanne Wilhelmsen mit ihrer Lebensgefährtin Cecilie gerade für ein Jahr in den USA weilt.
Erst als es Hanne im sonnigen Kalifornien nicht länger aushält und gegen das wesentlich kältere Norwegen eintauscht, kommt endlich Bewegung in die festgefahrene Fahndung.

Anne Holt lässt diesmal ihre Lieblingskommissarin Hanne Wilhelmsen mehr im Hintergrund agieren. Sie befindet sich während des Mordes mit Cecilie für ein Jahr in Kalifornien.
Natürlich schaffen es die in Oslo zurückgebliebenen Kollegen nicht, den Mord an der Ministerpräsidentin aufzuklären.
Das wäre ja auch noch schöner.
Also muss Hanne ihren Urlaub unterbrechen, um den entscheidenden Impulse zur Aufklärung des Falles zu geben.

"Im Zeichen des Löwen" ist ein hervorragender Kriminalroman, dem man anmerkt, dass sich Anne Holt, die kurze Zeit Justizministerin Norwegens war, mit der norwegischen Politik bestens auskennt.
Ihre Co-Autorin Berit Reiss-Andersen war zur selben Zeit Staatssekretärin unter Anne Holt.
Vielleicht kommen ja gerade deswegen die weiblichen Mitglieder der norwegischen Regierung in dieser Geschichte nicht besonders gut weg?

Compuexe