Das Buch direkt bei Amazon bestellen Nury Vittachi Ursula Ballin
Der Fengshui-Detektiv

Original: The Feng Shui Detective
Aus dem Englischen von Ursula Ballin
Unionsverlag TB
ISBN 3-293-20264-0

Nur aus Gefälligkeit nimmt der Fengshui-Meister C.F. Wong die siebzehnjährige Australierin Jo als Praktikantin in seinem Fengshui-Büro in Singapur. Aber dass Jo nicht mit ein wenig Ablage zufrieden zu stellen ist, damit hat er nicht gerechnet. Ebenso überraschend stellt sich heraus, dass bei seinen Aufträgen jeweils mehr hinter dem schlechten Fengshui steckt.
Trotz aller Missverständnisse werden die vorlaute Jo und der mürrische Wong ein unschlagbares Team. Mit britischem Humor, asiatischer Philosophie und gesundem Menschenverstand wenden die beiden auch noch das schlechteste Fengshui zum Guten.

Ausführliche Informationen zu diesem Titel, Rezensionen, weiterführende Links und eine Fülle interessanter Details finden Sie auf der hervorragend gemachten Webseite des Unionsverlages (Aber Achtung! Zeit mitbringen! Wer einmal angefangen hat, hier zu stöbern, der geht so schnell nicht wieder weg).

Rezension:
Vor dem Kauf einer Immobilie - wen würden Sie zur Besichtigung mitnehmen? Ihren Partner? Ihren Steuerberater? Den zuständigen Sachberater Ihrer Hausbank? Oder jemand, der Ihnen sagen kann, ob die fünf Chi-Elemente Wasser, Feuer, Erde, Metall und Holz bei diesem Objekt in Einklang sind?
Na klar - Letzteren! Und zwar nur den! Zusammen mit einer Anzahlung in nicht unbeträchtlicher Höhe in einem an ihr Handgelenk geketteten Köfferchen, mit der Sie (hoffentlich) nach stundenlangem Warten in einer Schlange Mitbewerber eine der zu dem Zeitpunkt, an dem Sie ganz vorne angelangt sind, noch vorhandenen Wohnungen erwerben können. Wobei Sie natürlich im Vorfeld nicht wissen können, welche dies sein wird - weswegen sie den oben beschriebenen Fengshui-Berater direkt vor Ort benötigen.
Ein Scherz? Nicht wenn Sie in Hongkong leben!
Und ein hervorragendes Beispiel von der ausgesprochen wandlungsfähigen Tätigkeit eines Mannes wie Wong, 56 Jahre alt, der so gefragt ist, dass ihn seine ausgedehnten Dienstreisen von seinem kleinen Büro in Singapur gerne und oft nach Hongkong, Malaysia oder Kuala Lumpur führen.
Dabei berät er seine Kunden nicht nur beim Kauf und der Einrichtung von Wohnungen und Büros oder sogar ganzen Freizeitanlagen, sondern wird auch zu Hilfe gerufen, wenn die Geschäfte schlecht gehen, um die Dinge zu analysieren und optimieren. Auf diese Weise erhält er Einblick in sämtliche Unterlagen und Zutritt zu allen Räumlichkeiten - welche besseren Voraussetzungen könnte es geben für einen Detektiv?
Zumal wenn er mit einer Assistentin gesegnet ist, die nicht nur intelligent, jung und vielseitig interessiert ist, sondern - als Frau und Teenager - auch die neugierigste Person der Welt!
Und während sich dieses Paar wider Willen (zumindest von Wongs Seite aus, der die siebzehnjährige Joyce, genannt Jo, eigentlich nur deshalb als Praktikantin angestellt hatte, um einem Freund seines besten Kunden gefällig zu sein und bei dem Namen "Jo" nicht in erster Linie an eine große Westlerin gedacht hatte, mit lauter Stimme und gekleidet in knalligen Farben) durch die verschiedensten unerklärlichen Ereignisse und Todesfälle rätselt, darf sich der Leser sowohl an ihren scharfsinnigen Schlussfolgerungen als auch an den Dialogen ergötzen. Diese erhalten eine ganz besondere Würze durch die Tatsache, dass die junge Australierin (von der promovierten Sinologin Ursula Ballin köstlich Erkan-und-Stefan-mäßig übersetzt) "voll krass konkret" parliert, was nicht nur Wong manchmal in Verwirrung stürzt. Doch ist auf der anderen Seite die kaukasische Herkunft der quirligen Joyce und ihre damit verbundenen Fragen ein Hilfsmittel für den Leser, dem ebenfalls manche typisch asiatischen Details und Denkstrukturen einfach nicht geläufig sind.
So ist es eine ganz andere Welt, in die uns der TV-Moderator Vittachi, Wahl-Hongkonger mit einer ausgesprochen spöttischen Ader, in den neun Geschichten des vorliegenden ersten Bandes um den "Fengshui-Detektiv" entführt.
Mitten hinein geht es in einen Kontinent, in dem es niemand befremdlich findet, dass ein durch ein Räucherstäbchen verursachtes Feuer von den bloßen Füßen einer älteren Nonne ausgetreten wird. Und in dem die Protagonisten auch schon mal durch laute Rockmusik dem sicheren Tod entgehen können. Sehr interessant und erhellend auch die Information, dass Innenarchitekten in Hongkong zähe, toughe Burschen sind, die zumeist einer Triade angehören ...
Alles in allem liegt mit diesem Buch eine unübertreffliche Mischung aus Witz, Weisheit und Whodunnit vor, die eine gelungene Abwechslung zu den derzeit so beliebten schwermütigen und -blütigen Skandinaviern bildet.
Nicht unerwähnt lassen sollte man an dieser Stelle das Geschick von Herausgeber Thomas Wörtche, immer wieder unbekannte ausländische, zuweilen sehr exotische, Autoren aufzutun, von denen das deutschsprachige Publikum sicherlich sehr bald sehr viel mehr wird lesen wollen.
Das letzte Lob gilt der Tatsache, dass sich nicht nur im Roman selbst eine ausgesprochen umfangreiche Biografie des Autors und der Übersetzerin finden, sondern auf der entsprechenden Webseite des Unionsverlages eine solche Fülle von weiterführenden Informationen, dass das Lesevergnügen im Zusammenhang mit diesem Thema auch nach dem Zuklappen des Buches noch lange nicht zu Ende ist.

Miss Sophie