Martina Meuth
Bernd Neuner-Duttenhofer
Andrea Camilleri
Andrea Camilleris Sizilianische Küche: Die Kulinarischen Leidenschaften des Commissario Montalbano
edition Lübbe Hardcover
Kein Autor hat es so wie Andrea Camilleri verstanden, Sizilien in eine kulinarisch-literarische Landschaft zu verzaubern. Keine Kochbuchautoren haben es so wie Martina Meuth und Bernd Neuner-Duttenhofer vermocht, kulinarische Leidenschaften in wunderbare Bildbände über Land und Leute zu verwandeln.
Rezension:
Miss Sophie
ISBN 3-7857-1570-6
Angelehnt an die Handlungen der Kriminalromane von Andrea Camilleri, durchstreifen die Autoren Sizilien, stets auf der Suche nach Commissario Montalbano, dem Genießer. Sie lassen sich betören vom bunten Leben und dem Duft der Märkte von Palermo bis Vigàta, und sie besuchen Montalbanos Lieblings-Trattorien. Die fabelhafte Haushälterin Adelina, die hinreißende Signora Clementina Vasile Cozzo und Pina sowie natürlich Mimìs Schwester Franca verraten, wie sie ihre Gerichte zubereiten. Eine Fülle an Rezepten und praktischen Tipps zur Zubereitung sowie Variationsmöglichkeiten, die das Angebot hiesiger Märkte berücksichtigen, schlagen die Brücke von der Literatur zur genussvollen Realität.
Die Begegnungen mit dem Gemüsehändler, dem Fischer und dem Seeigelverkäufer, die Besuche bei Cassata-Spezialisten und den Konditorenkünstlerinnen, die Martorana-Früchte aus Marzipan herstellen sie sind so spannend, als hätte Andrea Camilleri sie beschrieben.
Wo die zahlreichen Zitate aus den Romanen in die Welt Commissario Montalbanos führen, da locken die Fotos von Martina Meuth den Leser hinein in die sizilianischen Landschaften, Städte und Dörfer, Häuser und Räume. So entstand mal mit köstlichen Speisen, mal mit verführerisch arrangierten Zutaten ein wahres Fest der Sinne. Eine Verführung zur Lebenskunst, begleitet von einem Vorwort Andrea Camilleris.
Wer Krimis liebt, unkonventionelle Ermittler schätzt und ein Faible für die detaillierte Schilderung kulinarischer Köstlichkeiten hat, für den führt kein Weg vorbei an Andrea Camilleri und seinem Commissario Montalbano.
Wer beim Lesen jedes Mal wieder bedauert, dass der sizilianische Erfolgsautor sich auf die Namen der Speisen beschränkt, statt ein paar Worte über deren Zubereitung zu verlieren, für den führt kein Weg vorbei an Andrea Camilleris Sizilianische Küche - Die Kulinarischen Leidenschaften des Commissario Montalbano.
Wo der Achtzigjährige Camilleri seine Fangemeinde mit der ausführlichen Beschreibung der sinnlichen Nahrungsaufnahme seines Protagonisten quält, da bieten die Autoren dieses Werkes eine Kombination aus opulentem Bildband, Rezeptsammlung, Restaurantführer und nicht zuletzt Krimi-Häppchen.
Unterteilt in zehn Sektionen - fast alle angelehnt an die Montalbano Erfolgsromane und die darin agierenden Figuren - bietet das Ehepaar Meuth und Neuner-Duttenhofer tiefen Einblick in die Geheimnisse der sizilianischen Küche und geizt dabei nicht mit Tipps und Tricks was die Zubereitung der einzelnen Gerichte anbetrifft.
Abgerundet werden die 93 Rezepte (davon 20, bei denen es um Pasta und 46, bei denen es um Fisch und Meeresfrüchten geht) durch großformatige Fotos sowohl der Speisen als auch von Land und Leuten.
Neben vielen kleinen Anekdoten aus dem Leben der immer wieder zwanglos portraitierten Köche und Wirte sind es die Erlebnisse, die das Journalistenduo während der Arbeit an diesem Buch vor Ort hatte, die dem Leser das Gefühl geben, weit mehr als einen kulinarischen Krimi-Reiseführer mit Rezeptteil vor sich zu haben.
Und die fast hundert Textauszüge aus den Montalbano Krimis sorgen dafür, dass schnell der Eindruck entsteht, der Commissario selbst, seine Freundin Livia, Haushälterin Adelina und die reizende alte Signorina Vasile Cozzo seien mit von der Partie bei dieser kulinarischen Erlebnistour.
So kommt es, dass der hungrig gewordene Leser am Ende nicht weiß, ob er umgehend bei einer der im Anhang angegebenen Bezugsquellen ein paar Zutaten bestellen und die Rezepte eins nach dem anderen nachkochen soll. Oder ob es sinnvoller wäre, gleich ein Flugticket zu buchen und die ebenfalls genannten neun Restaurants bzw. gut zwanzig Enotheken und Weingüter eins nach dem anderen persönlich aufzusuchen ...