Mo Hayder

Ihre Eltern sind Akademiker (Vater Uni-Professor in Astronomie, Mutter Schul-Rektorin), und dennoch (oder grade deswegen?) erhält Hayder mit 14 die erste Jugendstrafe (sie war an einem Straßenkampf beteiligt) und verläßt mit fünfzehn ihr Zuhause, um in London das Abenteuer zu suchen.
Dort jobbt sie in einer Bar (ihr damaliger Freund ist Musiker und macht sie mit all den Leuten bekannt, die sie auch später in ihrem Roman beschreibt: Huren, Drogendealer, Stripperinnen...). "Ich hatte immer schon das Gefühl, es sei besser, zu bereuen, irgendetwas getan zu haben, als bereuen zu müssen, daß man es nicht getan hat. Darum begab ich mich auch in recht gefährliche Situationen - einfach um zu sehen, wie das ist..."
Es folgt eine kurze Ehe, dann macht die junge Frau auf der Überholspur doch schnell noch ihren Schulabschluß nach, verkauft ihr Auto und kauft ein Ticket nach Japan (nur Hinflug!). Kurzfristig spielt sie mit dem Gedanken, Geisha zu werden, entschließt sich aber dann doch dagegen.
Stattdessen tischt sie allen Menschen einen Riesenberg Lügen auf (da niemand auf den Gedanken kommt, irgendetwas von dem, was sie erzählt, nachzuprüfen, fliegt sie auch nicht auf), indem sie den Lebenslauf ihres Bruders "ausborgt" und so tut, als habe sie einen Uniabschluß. Das führt dazu, daß man sie kurze Zeit später die englische Kolumne für eine Lokalzeitung schreiben läßt. Zitat: "I'd make up the most ludicrous stories, no-one spoke English so they didn't know any different." Das bringt sie auf die Idee, sich eine ganze (lange) Geschichte auszudenken.
Dann nimmt sie eine Arbeit als Hostess in einem Nightclub in Tokio an - als eine ihrer Kolleginnen vergewaltigt und brutal angegriffen wird, fängt sie an, sich Gedanken darüber zu machen, was wohl in dem Täter vorgegangen sein muß (auch schon in England hatte es unter ihren entfernten Bekannten einen Ritualmord gegeben, an den sie in diesem Zusammenhang wieder denken muß).
Hayder reist noch ein bißchen durch Asien, geht dann in die USA und macht einen Master in Trickfilmtechnik. Sie spezialisiert sich auf die Animation von Knetfiguren à la Wallace und Gromit, aber egal wie süß die Dinger auch aussehen, die Handlung endet immer irgendwie mit einem Blutbad. Zwar gehen ihr daraufhin manche Leute aus dem Weg, aber in der Szene des Independent Films macht sie sich mit ihrer Arbeit einen Namen und gewinnt diverse Preise.
Sie kehrt zurück nach London, nimmt eine Arbeit in einer Sicherheitsfirma an und beginnt, in ihrer Freizeit einen Roman zu schreiben. Den Vogelmann. Zu Recherchezwecken verbringt sie einige Zeit bei der AMIT, der Mordkommission der Londoner Polizei. "Die Jungs und Mädels sind sehr hilfsbereit und zeigen Dir auf Wunsch jede Menge Fotos von verstümmelten Leichen..."
Das Buch wird über Nacht zum Erfolg und die Autorin legt sofort mit "The Treatment" (dt. Die Behandlung) nach.
Mo Hayder lebt heute mit ihrem Lebensgefährten und ihrer Tochter als freie Schriftstellerin in London, wo sie gegenwärtig an ihrem vierten Roman arbeitet.

Der Vogelmann

Die Behandlung

Die Behandlung - Hörbuch

Tokio