Jürgen Alberts
Doris Gercke
Frank Göhre
Gisbert Haefs
Robert Hültner
H.P. Karr
Walter Wehner
Edith Kneifl
Ingrid Noll
Regula Venske
Gipfeltreffen
Heyne gebunden
Zehn Top-Crime-Autoren - Ein mörderisches Vergnügen!
Zehn Autoren - alle preisgekrönt mit "Glauser" oder "Deutscher Krirnipreis" - haben sich für dieses Gipfeltreffen zusammengetan, und einen gleichermaßen vergnüglichen wie spannenden Fortsetzungskrimi geschrieben, der den Klassiker Die letzte Fahrt des Admirals von Agatha Christie, G.K. Chesterton, Dorothy L. Sayers u.a. zum Vorbild hat.
Gipfeltreffen beginnt mit der Innenansicht eines psychopatischen Frauenmörders, der eine Freundin hat, die man aufgrund dieser Verbindung als masochistisch bezeichnen kann. Er aber träumt von Sylvia, die im Stockwerk über ihm wohnt...
...und weiter geht es - Kapitel für Kapitel spinnen die zehn Autoren die Geschichte fort, die dadurch mehr als überraschende Wendungen zu bieten hat: der Held des einen wird da schnell zur Leiche des anderen.
Rezension:
Agatha Christie und Konsorten (insgesamt 13 renommierte Schreib-Kollegen, darunter u.a. Gilbert K. Chesterton und Dorothy L. Sayers) hatten es mit "Die letzte Fahrt des Admirals" vorgemacht - jetzt forderte der Heyne Verlag zehn "Glauser-Preis" bzw. "Krimi-Preis" gekrönte Autoren, jeder mit seinem eigenen unverwechselbaren Stil, auf, eine Geschichte kapitelweise bis zum bitteren Ende zu spinnen.
Was dabei herauskam, kann sich sehen (und lesen) lassen - dabei wird das Lesevergnügen keineswegs davon geschmälert, dass...
Für jeden ist was dabei:
Wer's deftig und explizit mag, wird sich über den Einstieg von Frank Göhre freuen, Freunde der politischen Komponente hingegen bedient gleich darauf das äußerst flüssig zu lesenden Kapitel von Jürgen Alberts.
Fazit:
Miss Sophie
ISBN 3-453-17862-9
Der Fotojournalist Carl Overbeck kehrt von einer Dienstreise nach Harnburg zurück und freut sich auf seine Freundin Mary. In der Wohnung erwartet ihn aber nicht Mary sondern nur das reinste Chaos.
Dafür taucht seine Ex-Freundin Sylvia auf, und einen Stock tiefer liegt eine übel riechende Leiche... Im Tagebuch der übel riechenden Leiche tauchen sowohl Mary als auch Sylvia auf - und Carl ist mit der einen, und war mit der anderen befreundet.
Grund genug für Hauptkommissar Berger, Carl des Mordes zu verdächtigen...
Huiiiiiiiiii möchte man nach Beendigung dieser Lektüre rufen - noch immer ganz erschlagen von der Fülle der Höhepunkte, die sich in diesem Treffen der Crème de la Crème des Deutschen Kriminalromans förmlich die Klinke in die Hand (oder das Messer in die Leiche?) geben...
... die Handlung stellenweise mehr als verwirrend ihren Gang nimmt,
... Verdächtige und "Helden" im einen Kapitel noch sorgfältig beschrieben, im nächsten dann eben diese lieb gewordenen Figuren rücksichtslos gemeuchelt werden,
... immer dann, wenn der Leser gerade dabei war, das Motiv für die ominösen Geschehnisse und Verbrechen zu ergründen, eine weitere unerwartete Wendung jede Spekulation Makulatur werden läßt,
oder dass das meisterlich von Doris Gercke inszenierte Finale mit einer großangelegten Massenvernichtungsaktion der meisten Charaktere endet, während das endgültige Ende dem nunmehr völlig verwirrten Krimifreund ein eher verhaltenes "Aha - jetzt ist ja alles klar..." entlockt.
An ihren witzig-absurden Konklusionen eindeutig zu erkennen (auch ohne einen schnellen Blick auf den Autorennamen am Ende von Kapitel 3) sind die Herren Karr & Wehner mit den für ihre "Essener Schule" typischen raffinierten, wenn auch am Ende sehr blutigen Wendungen. Eklig, aber apart und spannend.
Der intellektuelle Leser kommt sodann auf seine Kosten, wenn Gisbert Haefs die (Feder-) Führung übernimmt: erst nach und nach läßt sich eine Linie erkennen, dafür werden vielversprechende neue Personen eingeführt und selbst ein Schuß Sex fehlt nicht...
Ingrid Noll hingegen tut wieder einmal, was sie am besten kann, läßt nämlich ihre Leserschaft teilhaben am Innenleben einer Figur, die man nach der Lektüre am liebsten umsorgen und mit nach Hause nehmen möchte (allerdings dort keine Sekunde unbeobachtet lassen würde...)
Auch Edith Kneifl legt in "ihrem" Kapitel den Schwerpunkt auf die weiblichen Protagonisten - ein Schelm, der die Tatsache, daß Sex in allen Variationen hier eine große Rolle spielt und es häufig und detailliert "zur Sache" geht, dem Beruf der Wienerin als Psychoanalytikerin zuschreibt...
Denn schließlich ist nicht sie es, sondern der Kollege Robert Hültner, der mit einem ebenso gewagten wie absurden Schlenker die Handlung kurzzeitig in eine Nervenheilanstalt verlegt und außerdem noch eine weitere unerwartete Ebene der Korruption in das ohnehin schon fragile Gebilde der Verwicklungen einzieht.
Spätestens hier ist der Punkt, an dem man sie doch ziemlich dringend herbeisehnt, die Auflösung oder zumindest eine Erklärung, wer denn nun die "Guten" und wer die schurkischen "Bösen" sind. Wie gut, daß Regula Venske dieser Aufgabe mehr als gewachsen ist. In leicht verdaulichen Häppchen stellt sie die Zusammenhänge klar, rückt alle Figuren an den richtigen Platz und erhöht durch ihren Ausblick auf die bevorstehenden Ereignisse die Spannung noch ein letztes Mal.
Bis, ja bis zum furiosen Finale - s.o.......
Wenn Sie so schnell kein plötzlicher Kurswechsel in der Handlung aus der Ruhe bringt, wenn Sie Spaß haben an der Virtuosität bekannter und beliebter Autoren des Genres, wenn Sie außerdem mitreden können wollen, wenn es um das ambitionierteste Krimi-Projekt dieses Herbstes geht, dann sollten Sie sich dieses Buch unbedingt besorgen.